Psychotherapie bei DIS

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 24370

Beitrag Do., 25.02.2016, 07:44

Lockenkopf hat geschrieben:Das genannte Vorgehen ist sicherlich für Menschen mit Dis oder einer PTBS hilfreich.
Für Menschen mit einer z.B. Depression (wie in meinem Fall) sicherlich nicht.
Und die Behandlungsrichtlinien beziehen sich ja auf die Störung (PTBS oder DIS... dissoc-d nur auf letzteres) und nicht auf andere Störungen... oder anders formuliert: Sie gelten nicht allgemein für traumatisierte Menschen oder beim Vorliegen von irgendwelcher Traumfolgen, die sich ergeben können, sondern zur Behandlung der genannten, spezifischen Störung.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Werbung

Benutzeravatar

lisbeth
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 3889

Beitrag Do., 25.02.2016, 08:06

Hi Candy,

ein Ansatzpunkt für die Such wären evtl. auch die div. Gesellschaften für Psychotraumatologie. Die meisten haben ein verbindliches Curriculum, nach dem sie Therapeut/innen zertifizieren. Und das ist umfangreicher als ein Wochenend-Workshop. Das Konzept der komplexen Traumafolgestörung ist da auch fest etabliert. Inwieweit die Therapeut/innen Erfahrung mit DIS haben, müsstest du dann gezielt abfragen, aber es wäre ein Start.

z.B http://www.degpt.de/therapeutinnen-suche/
Die Suche ist ein wenig schräg, am besten nur nach dem Ort suchen, alle anderen Kriterien schränken die Ergebnisse so ein, dass nix ausgeworfen wird...

http://psychotraumatologie.de/

http://www.gptg.eu/ - die scheinen sehr monotrauma-lastig zu sein, aber die Therapeutendatenbank führt die Vertiefungsgebiete der Therapeuten auf - vielleicht ist ja doch was dabei....

Alles Gute für Deine Suche!
Lisbeth.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 30
Beiträge: 4935

Beitrag So., 28.02.2016, 08:35

Nun steht morgen mein Gespräch in der Traumaambulanz. Bei meinem Glück ist der Dr. Soundso auch noch ein ehemaliger enger Kollege meiner Therapeutin. Ich weiß überhaupt nicht, was ich da erzählen kann und darf und hoffe ja inständig, dass ein anderer Anteil, nämlich der, der den Termin ausmachte, übernimmt. Da ich das aber nicht garantieren kann, beschäftigt mich nun die Frage natürlich sehr.

Ich fühle mich von meiner Therapeutin nach wie vor in vielem zu unrecht beschuldigt. In etwa: sie hat alles für mich gemacht und ich habe nichts gemacht, es liegt gänzlich an mir, dass es so wie wir es machten nicht funktioniert hat.
Nur wie soll ich das morgen offen schildern, der wird mir doch sowieso nicht glauben, weil er sicher seine Kollegin als wahnsinnig kompetent ansieht. Sie hat auch wirklich viel Gutes für uns getan, das steht außer Frage. Aber sie hat uns auch sehr häufig destabilisiert, was sie immer von sich weist bzw. gar nicht bereit ist drüber zu sprechen. Nun war sie ja wegen mir noch in einer zweiten Supervision bei Michaela Huber, gegen die hat natürlich keiner eine Chance, auch wenn sie nur die Version der Therapeutin kennt und diese nicht richtig objektiv verlaufen sein kann, weil mir meine Therapeutin Nachlässigkeit in Dingen unterstellt, die einfach nicht zutreffen (manches ist auch in meinem Blog zu verfolgen über die letzten Monate und können eigentlich als Beweis dienen, dass ich sehr wohl eine besser Verbindung zu manch einem Anteil bekommen habe).
Ich gehe also mit ziemlich wenig Vertrauen morgen zu diesem Arzt, auch wenn dieser vermutlich sehr kompetent ist - laut meiner Therapeutin, die ja wie gesagt eine Ex-Kollegin von ihm ist.

Wie offen würdet ihr da nun sein?
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 24370

Beitrag So., 28.02.2016, 11:45

Weiß der Kollege, dass du bei ihr in Behandlung bist? Denn grds. gilt ja die Schweigepflicht, und wenn du es nicht erwähnt hast, ist es ja evtl. vermeidbar den Namen zu nennen. Ich habe versucht, möglichst keine Namen zu nennen... und ich wurde auch nicht unbedingt gefragt. Nicht dass das allgemeingültig wäre... aber bei mir hat sich das tatsächlich fast als Unterscheidungskriterium erwiesen. Leute, die den Namen nicht wissen wollten hatten aus meiner Sicht einen guten Umgang mit der Thematik und gaben sachliche und unvoreingenommen Einschätzungen ab... und Leute, die als erstes der Name interessiert hat: Forget it... da waren anscheinend anderes interessanter. Dabei sollte eine möglichst objektive Einschätzung nicht davon abhängig sein, bei wem man in Behandlung war.

Persönlich hätte ich Bedenken in so einer Dreierkonstellation... ich denke tatsächlich, das kann zu Lasten der Offenheit bzw. Unbefangangenheit gehen... bzw. dass der Therapeut dann nicht mehr so gut auf der Perspektive "Patient" bleiben kann (um den es eigentlich geht), sondern evtl. stellenweise auch bei deiner Therapeutin ist, die er kennt. Ich habe bisher jedenfalls Abstand genommen, wenn es Bezugspunkte hätte geben können (z.B. auch dergestalt: Therapeut kennt jemanden als Nicht-Therapeut, den ich auch kenne... und denn ich evtl. auch mal in der Therapie erwähnen könnte). Das muss man aber wohl persönlich abwägen... aber du hast ja gefragt, wie offen user sein würden.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Werbung

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag So., 28.02.2016, 11:49

Liebe Candykills,

ich kann dir da einiges aus den Nähkästchen erzählen. Es kommt immer mal wieder vor, das Pat. und Therapeut nicht zusammen passen, menschlich oder methodisch, manchmal beides. Das geht mir so und auch meinen Kollegen.
Wir, meine Kollegen und ich machen dann folgendes, wir tauschen, der Pat. des Kollegen kommt zu mir, oder andersrum. Und das klappt wunderbar.

Ein neuer Therapeut geht nochmal von vorne ganz unvoreingenommen an die Sache ran. Erstellt seinen Befund und seinen Therapieplan und es läuft.
Du als Pat. verhältst dich am besten genau so unvoreingenommen. Gibt dem neuen eine Chance, dann wird es was werden.

Ich wünsche Dir viel Gelassenheit und Zuversicht.
Liebe Grüße
Lockenkopf


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag So., 28.02.2016, 11:57

Candykills hat geschrieben:Wie offen würdet ihr da nun sein?
Ich würde versuchen so offen wie möglich zu sein. Wenn Dir das Gespräch helfen soll, dann geht das nur, wenn Du ehrlich bist. Ob Dir geglaubt wird oder nicht darauf hast Du ja erst einmal keinen Einfluss und es ist auch nicht Dein "Fehler" wenn Dir nicht geglaubt werden sollte. Du erlebst es wie Du es erlebst. Das ist es was erst einmal zählt und wovon "ausgegangen" werden sollte.

Vielleicht kannst Du ja auch gemeinsam mit demjenigen hingehen, der das Gespräch für Euch ausgemacht hat? Es betrifft Euch schließlich alle und ich finde das wäre eine gute Gelegenheit die innere Zusammenarbeit weiter zu verbessern.

Nur Mut! Ihr schafft das .

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 30
Beiträge: 4935

Beitrag So., 28.02.2016, 13:27

@Stern Also sie will quasi, dass wir sagen, dass wir bei ihr in Therapie sind, sie findet den Termin dort auch morgen super und meint sie würde auch alle Unterlagen und so für ihn zur Verfügung stellen. Ich weiß es eben nicht, ob es gut wäre zu sagen, dass ich bei ihr bin und wirklich mal offen darüber zu sprechen, wie ich die ganze Problematik mit ihr sehe und ob es für mich Sinn macht zu ihr noch weiter zu gehen (im Forum und auch im Freundeskreis bekomme ich eher die Rückmeldung den Therapeuten zu wechseln)

@Lockenkopf
DAs Problem ist halt, dass ich sie liebe, sonst würde ich vermutlich einfach wechseln :/
Sie sagt es würde etwas sehr gut zwischen uns passen, und es gäbe etwas, was nicht zwischen uns passt - was das ist sagte sie aber nicht, laut R.
Ja, ich denke, dass ich auch unvoreingenommen da morgen hingehen sollte, da hast du recht. Ich kann's eh nicht ändern, wenn er mich nicht ernst nimmt, nur ich wüsste auch nicht wohin ich mich alternativ noch wenden sollte, wenn er mich nicht ernst nimmt.

@Mio
das wäre sicherlich die beste Lösung, aber wir verfügen noch über kein richtiges Co-Bewusstsein, ich weiß, dass es ihn gibt, wir tauschen uns schriftlich aus, aber im Kopf findet so gut wie nie Kommunikation statt - wir hören uns eigentlich fast nie gegenseitig und sind quasi immer getrennt unterwegs, leider. Besser haben wir es bisher noch nicht hinbekommen. Aber wir tauschen uns inzwischen rege schriftlich aus.
Danke dir!
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 24370

Beitrag So., 28.02.2016, 13:45

Das ist natürlich deine Entscheidung... daher sehe folgendes nur als meine Meinung. Ist eh dein Ding. Aber ehrlich gesagt, finde ich das eine ungünstige Konstellation. Wenn man einen Therapeuten wechselt (bei dir ist das ja noch offen), dann hat es ja einen Grund... und dann stellt sich auch die Frage: Inwieweit will man, dass dieser in der nachfolgenden Therapie auch noch "mitmischt". Es sollte eigentlich völlig unerheblich sein, ob du bei ihr warst oder bei jemand anderen. Indem dann auch Gutachten und Berichte ausgetauscht werden kann halt auch eine Voreingenommenheit bzw. Beeinflussung entstehen und so etwas aus der Vortherapie in eine neue Therapie geschleppt werden - obwohl man eigentlich wünscht, dass von Grund aus mal "neu" geschaut wird, wie dich therapeutisch "anpacken" könnte. Und warum ist ihr denn so wichtig, dass er auch weiß, dass du bei ihr warst.

Sicherlich kann ein kollegialer Austausch auch Vorteile haben - keine Frage. Aber wenn mir als Patient daran gelegen ist, dass nochmals grundsätzlich geschaut wird, finde ich es persönlich vorteilhafter, wenn nicht soviel mit irgendwelchen Fremdeinschätzungen verwoben ist... zumal ja auch immer mal wieder das ein oder andere fragwürdig sein kann, was in Berichten steht (ich hatte mal eine Quelle zu deren Fehlerhaftigkeit verlinkt). Jeder Behandler sollte in der Lage sein, eine eigene Einschätzung vorzuehmen. Mir persönlich war das auch wichtig... so kann auch ich besser abgrenzen, was ob das originäre Einschätzung des neuen Therapeuten ist oder etwas dass der Vortherapeut platziert hat und mehr oder weniger überprüft übernommen wird.

Die Problematik mit ihr solltest du natürlich ansprechen... allerdings würde ich persönlich den Namen nicht nennen. Das sollte tatsächlich unerheblich sein für die Einschätzung... für was sollte also der Name relevant sein.

Ich habe übrigens mit fachlichen Einschätzungen aus meiner Vortherapie wenig Bedenken... sehr viel ist tatsächlich deckungsgleich. Aber ich wollte, dass das aufgrund eines eigen Eindrucks zustande kommt... nicht aufgrund irgendwelcher Berichte, sondern im Kontakt mit mir.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 30
Beiträge: 4935

Beitrag So., 28.02.2016, 15:55

Ich glaube sie geht grundsätzlich erst mal nicht von einem Wechsel des Therapeuten aus, sondern um eine Verstärkung im Behandlungsteam. Wie sie sich das genau vorstellt weiß ich nicht. Deswegen meinte sie wohl auch mit Unterlagen etc.
Wobei ich das so genau auch nicht sagen kann. Ich schätze aber sie geht von aus, dass ich nicht weggehe von ihr (bin mir sicher, dass sie weiß, dass ich sie liebe --- ist auch fraglich inwieweit da nicht ne Gegenübertragung im Spiel ist, die mitunter Grund für ihr striktes Verhalten jetzt ist). Wenn ich ihn mit ins Team hole, dann werd ich wohl offen sagen (müssen), wer meine behandelnde Therapeutin ist. Sie hätte auch gerne, dass ich bei denen in der Traumaambulanz stationär gehe, wenn ich schon nicht nach Bielefeld will, wobei ich das inzwischen nicht mehr ganz ausschließe dorthin zurückzukehren. Nur ihr gehts halt auch um eine gute Klinik Vorort, wo ich mit meinen ganzen suizidalen Krisen auflaufen kann.
Ich hänge in so einem Zwiespalt zwischen wirklich transparent sein und die Situation offen darstellen, auch meine Kritik an der jetzigen Therapie, aber auch das Gute hervorzuheben und um eine Einschätzung zu bitten, oder nur um eine Einschätzung zu bitten. Nur da ich die Diagnose letztendlich von 4 unabhängigen Stellen bestätigt habe, gehts mir weniger darum diagnostisch neu eingeschätzt zu werden, sondern vor allem behandlungstechnisch. Was mir von denen dort angeboten werden kann bzgl der DIS oder was sie halt vorschlagen, einen Wechsel oder anderen Therapeuten etc.
Da wäre vielleicht der Name nicht mehr unbedingt wichtig.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 24370

Beitrag So., 28.02.2016, 16:13

Mir fällt spontan kein einziger Grund ein, weswegen der Name relevant sein sollte. Verstärkung des Behandlungssteams... hm, hier müsste dann tatsächlich geschaut werden, wie das aussehen soll - wie du auch geschrieben hast. Denn normal agiert ein Therapeut eigenverantwortlich und nicht in Kooperation. Auch stationär gibt es nur einen Therapeuten, der die Behandlung steuert, wenn mehrere Leute behandeln... der sog. Bezugstherapeut. Wenn du nach Bielefeld gehst, so ist es ja dennoch möglich, auch eine Anlaufstelle vor Ort zu suchen, was evtl. durchaus Sinn machen kann. Also hier schließt das eine, das andere ja nicht aus.

Ansonsten denke ich schon, dass dir das nur etwas bringen wird, wenn du auch offen bist... sonst kann man sich das gleich sparen (aber wie gesagt: Ich sehe keine Notwendigkeit, sie namentlich zu benennen). Auch bzgl. einer Einschätzung des weiteren Behandlungsverlaufs ist es nicht zwingend notwendig, dass sie etwas schreibt... Sinn würde (aus meiner Sicht) höchstens eine Skizze machen, was bisher getan wurde. Ein seriöser Therapeut muss eh eine eigene Einschätzung entwickeln. Ich persönlich fände daran nicht so toll, wenn dann dem Patienten die Transparenz fehlt, was von einer Therapie in die nächste geschleppt wird. Denn man kann sich ja selbst äußern und das mit dem evtl. neuen oder beratenden Therapeuten besprechen, was man selbst als relevant ansieht.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 30
Beiträge: 4935

Beitrag So., 28.02.2016, 16:17

Wie gesagt, wie sie sich das vorstellt weiß ich auch nicht. Nur, dass sie es wohl so sieht und als sehr wichtig erachtet, dass die noch mit ins Team geholt werden - obwohl sie ja wie gesagt daran festhält an ihrem neuen Stil nichts mehr zu ändern.
Was halt auf eine Überforderung ihrerseits auch hindeutet. Naja, es deutet vieles darauf hin, auch dass sie sagt, wenn sie vorher gewusst hätte was ich für eine Problematik mitbringe, hätte sie mich gar nicht erst angenommen. Das sagt ja im Grunde auch alles. Vielleicht hat sie auch die Hoffnung, dass ich dann von selbst zur Traumaambulanz ganz wechsel. Sie ist für mich nicht transparent genug, und manches weiß ich auch nur von einem anderen Anteil, der letzte Stunde bei ihr war.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 24370

Beitrag So., 28.02.2016, 16:37

Ich halte es auch für gut, wenn man ein paar eigene Vorstellungen hat, was man sich von einer Therapie erhofft. Meine Erfahrung ist zwar nicht, dass Therapeuten nur die eigene Schule empfehlen... aber wenn man eine Präferenz hat, so kann man ja gleich gezielter schauen. Ist ja auch oft tatsächlich so, dass nicht nur ein Verfahren in Betracht kommt. Z.B. Huber ist VT... andere begrüßen TFP oder hochfrequent. So kann es durchaus unterschiedliche Meinungen geben (z.B. auch in Probesitzungen)... und da will ich nicht ausschließlich passiv sein, was an mich herangetragen wird.

Klar, wenn es auch um eine Anlaufstelle vor Ort geht, wäre auch das anzusprechen. Normal ist die Verantwortung dann aber auch getrennt... du hast dann aber eine zusätzlich Anlaufstelle z.B. in suizidalen Krisen.

Oder stationärer Therapieplatz... und dann Netz vor Ort (sei es bei ihr oder woanders, sei es mit oder ohne die Traumaambulanz als zusätzliche Anlaufstelle).

Und ja, jemanden ins Team holen zu wollen, klingt schon danach, sich das evtl. doch nicht ganz in Eigenregie zuzutrauen... auch die Aussage, dass sie dich nicht angenommen hätte, wenn sie gewusst hätte, dass... sehe ich mit sehr gemischten Gefühlen...

Dass sie hoffen könnte, dass du dann in der Traumaambulanz bleibst, den spontanen Gedanken hatte ich gerade ebenfalls. Aber wenn sie tatsächlich an Grenzen gestoßen ist, so fände ich besser, das transparent zu machen. Auch dass sie so unflexibel manches alleine entscheidet, finde ich seltsam... na gut, das kann auch Produkt einer Supervision sein, dass ihr etwas geraten wurde, dass sie daraufhin rigoros umsetzen will.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

peppermint patty
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1931

Beitrag So., 28.02.2016, 16:40

Hi Candy,

ich halte eine gute Mixtur aus verschiedenen "Helfern" bei komplexen Traumafolgestörungen für sinnvoll. So ist es zumindest bei mir gelaufen. Eine Therapie alleine, gerade wenn sie nur einmal pro Woche stattfindet ist mEn nicht ausreichend stabilisierend. Das gilt zumindest für Krisenzeiten.

Bei mir wars zum Einen meine ambulante Thera, die mir immer eine Marathonstunde pro Woche angeboten hat. Zum Zweiten bin ich zwischendurch und in den Ferien in die hiesige Traumaambulanz gegangen. Die dortige Thera kannte sich noch besser mit DIS aus als meine ambulante Thera, obwohl die auf Trauma spezialisiert ist und mehrere Jahrzehnte Erfahrungen in dem Bereich hat. Dort konnte ich noch mal ganz speziell Fragen zu den Anteilen stellen oder spezifische Themen bearbeiten.

Richtig profitiert habe ich von meinen Klinikaufenthalten zwischendrin. Die habe ich als sehr stabilisierend erlebt und brachten mich immer ein ganzes Stück weiter. And last but not least habe ich noch eine Zeit lang ambulant Ergotherapie gemacht, natürlich auch mit dem Schwerpunkt Trauma.

Übrigens der Klinikleiter, der u.a. PAler ist meinte mal zu mir mit schwer traumarisierten Patienten würde er niemals eine PA durchführen, weil viel zu riskant. Dem kann ich mich mit meinen Erfahrungen nur anschließen - egal wie modifiziert eine PA ist (meine war es damals auch) - es ist echt riskant.
Aber ich kann deinen Wunsch nach hochfrequent verstehen. Meine Thera fand das auch immer grotesk mir nur eine Stunde Therapie pro Woche anbieten zu können, da es die TfP nun mal langfristig nicht hergibt höher frequentiert zu arbeiten, weil sonst die Stunden zu schnell verbraucht sind, PA aber im Regelfall kontrainduziert für kPTBS ist. Da bekommt eine bestimmte Patientengruppe nicht das Therapieangebot welches sie benötigt.

Vielleicht kannst du dir auch ein Hilfesystem zusammenstellen?? ich finde es übrigens schade, dass deine Thera so mit dir umgeht. Es würde mich auch verunsichern wenn mir meine Thera vorwerfen würde was sie mir schon alles gegeben hat... und Vereinbarungen ständig rückgängig machen möchte.

Viel Erfolg Morgen und sag alles was dir auf dem Herzen liegt!!

LG,
pp


Widow
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2240

Beitrag So., 28.02.2016, 16:59

Lieber Candykills,

kann es sein, dass - je länger Du hier darüber nachdenkst, es (und Du) umso verwirrter wird? Ich jedenfalls bin mittlerweile verwirrt.

Der Trauma-Ambulanz-Termin steht, schon seit einiger Zeit. Nun wird er für Dich plötzlich problematisch, weil Du dort mit jemandem sprechen wirst, der ein Kollege Deiner ambulanten Therapeutin ist (das ist doch aber keine neue Information, die Du eben erst erhalten hast?). Mich erinnert die Art, wie Du das hier nun problematisierst, sehr an die paranoide Phase, in der Du vor kurzem erst hier gewesen bist (als Du dachtest, dass Dich im Forum Menschen mit bösen Absichten verfolgen würden und Du sogar Dein Blog deswegen geschlossen hattest).

Dann lese ich - in verschiedenen Fäden, was mich zusätzlich verwirrt (und in mir den Gedanken geweckt hat, dass Du Dich von den dortigen Themen vielleicht ein bisschen anstecken lässt; so habe ich das z.B. mit dem Aspekt der "Therapeuten-Transparenz" empfunden) - eine langsam wachsende Liste von Fehlern, die Du Deiner Therapeutin vorwirfst: Sie sei plötzlich so unflexibel (weil sie jetzt beschlossen hat, Dich in Bälde nur 1x pro Woche zu behandeln, und davon außer für Notfalltermine nicht abweichen möchte); sie sei intransparent (weil sie nur mit einem Anteil von Dir über den Therapieverlauf spricht); sie sei womöglich gar in einer Gegenübertragung gefangen (weil Du ihr in der Übertragungshaltung der Liebe begegnest); sie sei überfordert (weil sie Dir nun gesagt hat, dass sie Dich als Patienten nicht angenommen hätte, wenn sie von Beginn an gewusst hätte, was für Krankheiten bei Dir vorliegen); sie würde Dir bzw. einem Deiner Anteile die Schuld an der Stagnation der Therapie zuweisen (weil jener Anteil zu wenig versucht hätte, die Kommunikation mit den anderen Anteilen zu befördern) u.s.w.

Mich macht einiges stutzig daran:
1. Diese Liste wird auf einmal lang und länger (kann es sein, dass Deine Therapeutin im Moment nur alles falsch machen kann?).
2. Manche Punkte auf ihr finde ich unlogisch, andere scheinen mir aus einer aktuell stark zunehmend einseitigen Sicht auf die Dinge entstanden zu sein, und wieder andere kommen mir so vor, als handele es sich da um Projektion oder um Wiederholung alter Erfahrungen (also um eine Übertragung).
3. Ich habe nirgends etwas darüber gelesen, was Du Dir eigentlich im positiven (also nicht nur im negativen) Sinne unter einer (für Dich) guten Therapie vorstellen würdest - außer dem einen Punkt, dass Du Dir wünschst, Techniken zu lernen, wie die Kommunikation der Anteile untereinander besser bewerkstelligt werden könnte. (Das aber braucht, nach allem, was ich hier von anderen DISlern gelesen habe, viel Zeit und viel Übung - und soweit ich sehe, hast Du doch auf schriftlichem Weg damit schon angefangen.)

Kurzum: Ich bin verwirrt und überlege, ob es Dir vielleicht genauso geht. (Übertragung ist ja auch internetal möglich ...) Wenn dem so sein sollte, fürchte ich, dass jede Reaktion von anderen hier (auch meine jetzt) im Moment nur noch zur Verwirrung beiträgt.

Keinesfalls möchte ich Deine Überlegung, den Therapeuten zu wechseln, in Frage stellen.
Doch ich wünschte, Du würdest diese Überlegung mit Deiner Therapeutin (die diesbezüglich ja gottseidank offen und nicht "beleidigt" zu sein scheint) und - wie ja auch geplant - mit jemandem von der Traumaambulanz besprechen. In Ruhe, nötigenfalls an mehreren Terminen und vielleicht mit einer - anderen - Liste (durchaus schriftlich!), auf der Du mal Deine Bedenken und Argumente und Gedanken pro und contra Wechsel und aus der Sicht der Anteile, die sich dazu äußern, (ein wenig systematisch?) zusammenstellst und auch Deine Wünsche an eine Therapie.

Alles Gute!
Widow
Zuletzt geändert von Widow am So., 28.02.2016, 17:04, insgesamt 1-mal geändert.


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag So., 28.02.2016, 17:03

Candykills hat geschrieben:Sie hätte auch gerne, dass ich bei denen in der Traumaambulanz stationär gehe, wenn ich schon nicht nach Bielefeld will, wobei ich das inzwischen nicht mehr ganz ausschließe dorthin zurückzukehren. Nur ihr gehts halt auch um eine gute Klinik Vorort, wo ich mit meinen ganzen suizidalen Krisen auflaufen kann.
Das klingt sehr fürsorglich und nicht so, als ob sie nicht mit Dir arbeiten möchte, sondern eher so, als ob sie da einfach an ihre Grenzen stösst und es deshalb gut fände, so Du bzw. ihr für Krisenzeiten besser geeignete Anlaufstellen habt.

Unter Umständen bist Du einfach verletzt, weil Du Dich von ihr zurückgewiesen fühlst wenn sie sagt, dass sie das nicht leisten kann (eine derart "hochfrequente" Unterstützung um Krisen besser zu überstehen)? So wie Du es gerade beschreibst kann ich zumindest ein Stück weit nachvollziehen, warum sie eine ambulante Therapie mit Dir schwierig findet. Es wäre eine Riesenverantwortung der sie eigentlich nur nachkommen könnte, wenn sie dauernd verfügbar wäre und das kann sie als ambulante Therapeutin einfach nicht sein. Das hat aber nichts mit Dir zu tun sondern liegt einfach in den Rahmenbedingungen begründet. Auch könnten Deine übergroßen Liebesgefühle problematisch sein, da "enttäuschte" Liebe ja erst Recht zu heftigen Krisen führen kann, sie Dich aber auch nicht zu sehr in die "Liebe" (=Abhängigkeit von ihr) treiben darf, wenn sie therapeutisch verantwortlich handeln will. Ich will damit jetzt nicht sagen, dass Du "schuld" bist oder so sondern Dir nur aufzeigen, dass ihr Verhalten ganz andere Hintergründe haben kann, als von Dir teilweise angenommen - also keine generelle Ablehnung Deiner Person darstellt sondern auch eine Sorge und Befürchtung um Euch alle beinhaltet von der sie überfordert ist. .

Ich finde es gut, dass sie sich gemeinsam mit anderen Teilen in Eurem System darum bemüht hierfür eine Lösung zu finden, eine Lösung die vor allem Dir besser helfen kann, als sie das ambulant kann und bei der Du auch bereit bist mitzuarbeiten. Verstehe aber auch, dass Dich das frustriert und kränkt und Du erstmal scheinbar unverstanden und ungesehen "zurückbleibst". Unter Umständen wird die "Lösung" dann tatsächlich nur über eine Wechsel funktionieren, eine "überforderte Therapeutin" bringt Euch nicht viel sondern destabilisiert wohl erst Recht. Wie sollt ihr als System den stabil werden, wenn es nicht mal Eure Therapeutin schafft da "stabil" und "transparent" mit umzugehen? Sie "reisst" gerade scheinbar das Ruder recht "gewaltsam" und "aprupt" herum nachdem das "Schiff bereits ins Schlingern gekommen ist". Das ist sicher nicht optimal, aber was sollte sie andererseits besseres tun? Rund um die Uhr für Euch da sein kann sie nicht. Dich noch weiter in die Abhängigkeit treiben darf sie nicht und wenn sie dann noch ernsthaft in Sorge ist, dass Du Dir und den anderen etwas antust ist ihr Verhalten für mich nachvollziehbar.

Sprich morgen einfach ehrlich mit dem Arzt, sag ihm wie Du Dich fühlst, wie Du die Situation erlebst. Was Dich daran belastet und was Du Dir wünschen würdest. Und dann schau mit seiner Hilfe, wo der Weg dorthin langgehen könnte, dafür ist das Gespräch ja da. Sie scheint eine klare Grenze gezogen zu haben was für sie vertretbar ist und was nicht und vielleicht war diese auch nötig um eine weitere Destabilisierung zu vermeiden, auch wenn es erst einmal gegenteilig wirkt?

Kommunikation "über Dritte" ist auch immer ein wenig "skeptisch" zu betrachten, wie ich finde - auch Systemintern . Du hast vieles scheinbar nicht persönlich mitbekommen, es kann also auch anders gemeint gewesen sein, als es Dir nun vermittelt wird. Nicht aus Absicht oder Böswilligkeit Dir gegenüber, sondern weil "Stille Post" die ursprünglichen Inhalte immer auch "verfälschen" kann.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag