Brief an den Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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sadsongs
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Brief an den Therapeuten

Beitrag Di., 20.12.2016, 23:54

Hallo liebe Forumsmitglieder,

ich hoffe, meine Frage passt hier rein. Ich habe mir überlegt meinem Therapeuten einen Brief zu einem schwierigen Thema zu schreiben und ihn mit ihm zusammen nächste Stunde zusammen anzusehen.

Da wollte ich mal fragen, ob das jemand von euch schon mal gemacht hat und wie die Erfahrungen damit sind.

Lg

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RoterLuftballon
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 00:18

Hallo Sadsongs,
Also ich kann das Schreiben eines Briefes nur empfehlen. Ich habe dies zu Beginn meiner Therapie sehr oft gemacht...Es ging hauptsächlich darum ihm mitzuteilen was in meinem Leben passiert ist und wie es mir wirklich geht.
Ich habe lange gebraucht bis ich mich ihm öffnen konnte und da war das ein sehr gutes Mittel um vorwärts zukommen. Ich habe die Briefe meist in den Briefkasten geworfen. Für ihn war das okay...und es hat uns beiden sehr viel gebracht weil ich dort ehrlich sein konnte.

Nach und nach gelang es mir dann die briefe zu schreiben und ihm diese nach der Stunde zugeben um alles ungesagte, was ich mich nicht getraut habe, loszuwerden.

Liebe Grüße
RoterLuftballon

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doppelgängerin
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 10:16

Hallo sadsongs,

ich habe meiner letzten Therapeutin E-Mails geschrieben. Das war leichter, als Reden. Aber sie ist in dem Sinne nicht gut damit umgegangen, dass sie nicht im direkten Kontakt darauf einging. sie schrieb nur eine kuze Mail zurück mit dem Kontext: "Ich habe das gelesen", in den Stunden gingen wir kaum darauf ein. Dadurch entstanden 2 Parallelwelten.
Zum Schluss sagte sie mir, sie werte mein Schreiben als meinen Wunsch "mich auszudrücken", mehr nicht.
War also unideal.

Nun hat mir in der letzten Woche die aktuelle Therapeutin angeboten, zu schreiben, wenn es mir schlecht geht zwischen den Stunden. (Keine Mail, sondern Brief)
Das scheinen viele ihrer Patienten zu machen.
Für mich war es wichtig zu besprechen, was mit dem Geschriebenen passiert. Wie sie damit umgeht, wie wir damit verfahren, wie sie es wertet.
Im Endeffekt musst Du es wohl einfach ausprobieren, um zu schauen, ob es passt.
Ich denke, man muss eben bereit sein können, das, was man geschrieben hat, hinterher auch zu besprechen.
Ich selbst zweifle noch, ob ich das nochmal mache, oder ob ich abwarte, bis ich die Themen aussprechen kann. Auch auf die Gefahr hin, dass ich dann nie darüber reden werde.
Andererseits ist es eine Chance für beide Seiten.
Und ich habe mich auch über ihr Angebot gefreut.

Ich drück Dir die Daumen, dass Du einen guten Weg für Dich findest und dass Dein Therapeut gut damit umgeht!

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mondlicht
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 10:45

Hallo sadsongs,

ich sehe es ähnlich wie doppelgängerin. Ich schreibe auch immer mal eine Email, manchmal auch mit tieferem Inhalt, zum Beispiel über meine Beziehung zur Therapeutin. Ich bekomme immer eine kurze Antwort. Oft bleibt es dann dabei, dass meine Gedanken, Fragen, Gefühle im Raum stehen. Ich denke, damit macht man nichts falsch, man sollte es aber auch nicht überbewerten. Weil entscheidend das ist, was sich innerhalb der therapeutischen Interaktion ausdrücken kann.
Und wie sollte eine Therapeutin auch mit einem Brief umgehen? Würde sie die Themen aufgreifen, wäre das viel zu direktiv. Sie würde mir dann meinen Job abnehmen.

Ich habe eine Weile nichts geschrieben. Sie hat dann irgendwann von selbst angeboten, ich könne ihr doch zwischendurch schreiben (damit ich mich nicht "einsam" fühle, obwohl ich das nie geäußert hatte). Anscheinend geben ihr meine schriftlichen Nachrichten also gewisse Anhaltspunkte.
Mein Problem mit dem Briefeschreiben (Mailen): mich beschäftigt das dann ziemlich (das Verfassen der Email und das Warten auf ihr kurzes Feedback) und ich halte das für eine kontraproduktive Beschäftigung, weil sie monologisch ist. Ich habe sowieso Probleme, die therapeutische Beziehung zu begrenzen.
Aber das dürfte bei Dir, sadsongs, ganz anders gelagert sein.

LG

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sadsongs
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 12:07

Naja, mir gehts auch irgendwie dadrum, dass ich momentan wöchentlich bei ihm war und bis zu meinem nächsten Termin drei Wochen warten muss und ich einfach nicht weiss, wie ich das aushalten soll. Ich suche halt irgendwie ne Lösüng.... Ich habe keine Ahnung, wie das gehen soll

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saffiatou
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 12:25

Ich habe das mit meinem Thera vorher abgesprochen, ob es ok ist, wenn ich ihm mal schreibe. Ihm ist wichtig, daß ich mich traue alles in der Stunde anzusprechen, aber ich darf mails schicken, die wir dann in der Stunde besprechen.
sadsongs hat geschrieben:Naja, mir gehts auch irgendwie dadrum, dass ich momentan wöchentlich bei ihm war und bis zu meinem nächsten Termin drei Wochen warten muss und ich einfach nicht weiss, wie ich das aushalten soll. Ich suche halt irgendwie ne Lösüng.... Ich habe keine Ahnung, wie das gehen soll
er wird Weihnachtsurlaub haben.... habt Ihr nicht in der Stunde darüber geprochen, wie Du diese Zeit überbrücken kannst? Ist das das erste Mal, daß er Urlaub macht? Du könntest zu einer Beratungsstelle gehen, wenn es ganz schlimm wird.

Alles Gute, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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sadsongs
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 12:31

Liebe Saffia,
nein, wir haben nicht drüber gesprochen, was ich da machen soll. Ich hab da auch nicht gefragt, manchmal komm ich mir komisch vor, sowas zu fragen.

Ja, er hat Weihnachtsurlaub.

Lg

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saffiatou
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 12:36

Ja, es kommt einem komisch vor, wenn man plötzlich alleine ist und dann die erste Thera? dann mag man so etwas auch nicht fragen.

Die Tehras handahben das mit dem Schreiben sehr unterschiedlich, manche dulden es und antworten nicht oder nur in Notfällen, manche haben nichts dagegen, wenn jederzeit Post kommt.

Kannst Du Dich ablenken? Durch die Feiertage geht die Zeit vielleicht auch schnell um...?


Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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doppelgängerin
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 13:52

sadsongs hat geschrieben:und bis zu meinem nächsten Termin drei Wochen warten muss und ich einfach nicht weiss, wie ich das aushalten soll.
Es kann sein, dass Dir das Schreiben hilft, weil Du Dich somit ihm mitteilen kannst.
Bedenke aber, dass Du wahrscheinlich jetzt in den Ferien keine Antwort erhalten wirst. Manchmal macht es das dann noch schlimmer.
Ich habe mir oft hinterher gewünscht, ich hätte es nicht abgeschickt, habe mich geschämt oder mir gedacht oje, jetzt dnekt sie das oder das.
Wie Mondlicht schrieb: es weicht die Beziehungsgrenzen ein klitzkleines bisschen auf. Und wenn man da "anfällig" ist...

Mich persönlich lässt es gerade ruhiger sein, dass ich weiß, die Zeit mit ihr zu kommunizieren ist in den Stunden.
Aber wahrscheinlich musst Du es ausprobieren und schauen, wie es Dir damit geht und wie er reagiert. Verständnis wird er ja auf alle Fälle haben und Du wirst auch nicht seine erste und einzige Patientin sein, die was schreibt.

Die andere Möglichkeit wäre anzurufen, auf den AB zu sprechen, um Rückruf zu bitten...?


Speechless
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 14:15

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besser ist solche Dinge im Voraus abzuklären, damit die Sachlage für beide Parteien klar ist.

Ich darf schreiben, immer (e-mails), wenn sie Urlaub hat liest sie die allerdings nicht.
Ich schreibe ihr nur sehr selten was, ich mache es lieber so, dass ich mir zwischen den h aufschreibe, was ich in der Stunde sagen möchte..ich kann aber auch alles mündlich mitteilen inzwischen, ansonsten finde ich es keine schlechte Idee vor der Stunde mal zu schreiben.


isabe
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 14:18

Wenn nicht abgesprochen wurde, ob und wie der Schreibkontakt aussehen soll, bist du diejenige, die entscheidet. Das ist zunächst mal deine persönliche Entscheidung, die nicht richtig oder falsch sein kann. Das Problem dabei ist: Du weißt nicht, wie der Therapeut reagiert. Ich kann dir ziemlich sicher sagen, dass ein Brief kein Drama ist und nichts Schlimmes passieren wird. Es kann aber evtl. sein, dass er nicht reagiert; ich habe also nur dann geschrieben, wenn ich für mich wusste, dass eine ausbleibende Antwort keine Katastrophe ist. Ansonsten hätte man natürlich ein Problem...

Was die Thematik betrifft, könnte es auch ein bisschen schwierig werden, weil meine persönliche Erfahrung so ist, dass es nicht so gerne gesehen wird zu schreiben, weil man damit nicht richtig im Kontakt ist; das hat was von "heimlich", selbst wenn man es vorliest - weil es ja dann nicht DU bist, der spricht, sondern quasi nur deine Stimme. Das ist vermutlich der Grund, weshalb du es nicht selbst aussprechen magst, aber es gibt da eben unterschiedliche Sichtweisen. Am besten ist, du probierst es aus, wenn du riskieren kannst, dass es nicht so verläuft, wie du dir es wünschst.

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elfi07
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 19:08

Also ich schreibe auch schon lange.
Ich hab das irgendwie mal angefangen.
Mich hat ein Thema sehr belastet und konnte nicht sagen was los ist. Das ist immer so bei mir.
Ich kann einfach nicht reden. Mir fällt schreiben leichter.
Über belangloses kann ich schon reden aber in Therapie irgendwie nicht.
Und meine therapeutin findet es super dass ich diesen Weg für mich gefunden habe um mich mitzuteilen.

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Thread-EröffnerIn
sadsongs
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Beiträge: 26

Beitrag Mi., 21.12.2016, 19:46

Ich habe mich mal aufgerafft und ihm heute Mittag ne Mail geschickt. Mit der Frage, was ich tun kann, wenn es mir in den nächsten Wochen schlecht geht. Ich hoffe sehr auf eine Antwort von ihm. Ich will ihn ja nicht vollsülzen....suche wirlich nur nen Weg.....

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Kaonashi
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 20:22

Ich bin neu in der Therapie, und ich habe mit dem Therapeuten vereinbart, dass ich mails schreiben kann, die wir dann beim nächsten Termin besprechen. Z.B. bei einem komplizierten Sachverhalt, den ich mündlich nicht verständlich erklären kann, oder wenn sonst etwas ist.
Ich habe jetzt auch 3 Wochen Pause bis zum nächsten Termin, aber mir macht das nicht so viel aus. Bin 40 Jahre ohne Hilfe durchgekommen, da kommt es auf 3 Wochen nicht an. Außerdem finde ich Therapie auch anstrengend, und es kommt mir ganz recht, jetzt eine Weile Ruhe zu haben, auch in Bezug auf andere Termine. Dass mal ein paar Tage gar nichts ist.

Wenn du jemanden brauchst, gibt es vielleicht den sozialpsychiatrischen Dienst oder die Telefonseelsorge, die helfen können.


Alyssa
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Beitrag Mi., 21.12.2016, 22:53

sadsongs hat geschrieben:Ich habe mich mal aufgerafft und ihm heute Mittag ne Mail geschickt. Mit der Frage, was ich tun kann, wenn es mir in den nächsten Wochen schlecht geht. Ich hoffe sehr auf eine Antwort von ihm. Ich will ihn ja nicht vollsülzen....suche wirlich nur nen Weg.....
Das finde ich eine gute Lösung.
Du "bettelst" nicht darum, dass er sich auch in seinem Urlaub um dich kümmert, sondern du bittest um Rat, was zu tun sei, wenn es dir schlecht geht, und erwartest nicht explizit, dass ER sich um dich kümmern MUSS.

Nun kann es sein, dass er gar nicht antwortet (das tut weh).
Oder er antwortet, verweist dich aber z.B. an eine Krisenstelle oder die Ambulanz (da "musst" du dann mit anderen Helfern als deinem Therapeuten vorlieb nehmen).
Oder er antwortet und nimmt sich trotz seines Urlaubes Zeit für dich (kommt vor und kann die Beziehung zum Therapeuten und die Fähigkeit zu vertrauen enorm stärken - kann aber auch nach hinten losgehen, wenn der Therapeut da keine klaren Grenzen setzt)

Sprich das mit dem Briefe/Mails schreiben nach dem Urlaub an, dann könnt ihr eine Lösung für die Zukunft finden.

Bei mir war es so, dass ich nur SMS schrieb bzgl. Terminabsprachen/Organisation. Dann hab ich mal in völliger Auflösung eine chaotische SMS geschrieben, da bekam ich tatsächlich Antwort. Ich fand das sehr gut, habe es aber nicht als selbstverständlich angesehen, Antwort zu bekommen, und habe mich bedankt. Ich habe mir dann auch vorgenommen, das SMSen nicht zu übertreiben. Ist dann doch noch 2x vorgekommen, dass es mir so mies ging, dass ich ausserhalb der Sprechzeiten bzw. in der Urlaubszeit eine SMS schickte mit der Frage, an wen ich mich wenden könnte, da ich ja wüsste, dass mein Therapeut nicht greifbar sei. Ich bekam beide Male eine Antwort von ihm, und tags drauf noch einen Anruf. War ihm also wichtig genug, sich persönlich zu melden, war dann aber auch (ungemütliches) Thema in den darauffolgenden Stunden.

E-Mail habe ich selber nach gefragt, er fands ok, dass ich schreibe, hätte es aber lieber, dass ich alles im direkten Gespräch mitteile, und eine Antwortmail bekomme ich nie, das wird dann alles in der nächsten Stunde durchgenommen.
Ich habe festgestellt, dass es für mich nicht gut läuft mit den E-Mails. Es ist schwer, schriftlich Dinge so rüberzubringen wie sie im direkten Gespräch rüberkommen. Ich fühle mich auch nicht besser, wenn ich so eine Mail abgeschickt habe. Eher das Gegenteil. Auch wenn es schwer und unangenehm ist, finde ich das Ansprechen von Dingen direkt in der Stunde 100x befriedigender.

Ab und an schreibe ich jetzt nur noch Mails für mich selber, um etwas die Gedanken zu sortieren.
An meinen Therapeuten schreibe ich nicht mehr.

Kaonashi:
Das finde ich bewundernswert, dass du die 3 Wochen so locker nimmst. Ich hab mich SEHR schwer getan die ersten Male, wo mein Therapeut Urlaub hatte. Und der hat(te) viel Urlaub. Ich fand und finde es auch bis heute schwer, nach dem Urlaub direkt wieder da weiterzumachen, wo man aufgehört hatte. Ich brauche immer 1-2 Stunden, um mich wieder an meinen Therapeuten zu gewöhnen.

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