Erfahrungen mit Gruppentherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sonnenschein007
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Erfahrungen mit Gruppentherapie

Beitrag Di., 03.12.2013, 15:07

Hallo,
hat jemand Erfahrungen mit Gruppentherapie gemacht ? Ich konnte keinen alten Thread dazu finden. Vielleicht habe ich auch nicht am richtigen Ort gesucht?! Keine Ahnung!
Sitzen in der Gruppentherapie tatsächlich Klienten mit unterschiedlichen Themenbereichen - also alle Querbeet ?

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ballpoint
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Beitrag Di., 03.12.2013, 15:23

Ich denke mal das hängt von der organisierenden Instanz ab, oder? Es gibt maßgeschneiderte Gruppentherapie für Nahostveterane, für Borderliner, für Hinterbliebene (Traueraufarbeitung) usw.

Ich habe aber die Erfahrung gemacht dass Klienten mit gleichem Themenbereich zwar etwas mit mir gemein hatten, als Charaktere aber so unterschiedlich waren wie Menschen überhaupt. Wie beim Kegelklub die Mitglieder.
caute

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Sonnenschein007
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Beitrag Di., 03.12.2013, 15:39

@ballpoint
Zunächst mal danke für Deine richtige Anmerkung.

Ich habe gerade vor 1 Minute den Rückruf der Therapeutin bekommen (Katatyme Therapie). Die Therapeutin meinte auf meine diesbezügliche Frage, dass bis max. 10 Personen anwesend wären. Es werden unterschiedl. Themenbereiche sein. Es wäre eh alles so ähnlich: Wie man miteinander umgeht etc. Na ja, finde ich nicht unbedingt. Aber die Therapeutin meinte dann eh, sie werde schauen, ob ich in die derzeitige Gruppe reinpasse. (Und genau das ist eigentlich mein gr. Wunde in der Lebensgeschichte: "irgendwo reinpassen-müssen" ...)

Aber in letzter Zeit bin ich es auch in meinem Bekanntenkreis total leid, dieses extreme Gefälle aushalten zu müssen, dass meine beiden Bekannten gar nie einen richtigen Arbeitsplatz hatten, sondern nur so dubiose Call-Center-Jobs mit wenigen Wochenstunden ...

Da es sich um einen Krankenkassenplatz handelt, kommt mir das Ganze irgendwie wie auf dem Wühltisch beim Sommerschlussverkauf vor. So in der Art: Gruppentherapieplatz ist bei der gr. Anfrage halt dann noch übrig, weil den eh niemand gerne nimmt.

Ich mag nicht mal zu meinem Weight-Watchers-Kurs gehen, obwohl dort ja das gleiche "Thema" herrscht.

Warst Du selber in einer gleichthematischen Gruppentherapie ?


ballpoint
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Beitrag Di., 03.12.2013, 16:13

Sonnenschein007 hat geschrieben: wie auf dem Wühltisch beim Sommerschlussverkauf
Die Metapher illustriert genial wie dir dabei ist. Und es wird mich bei dir nicht populär machen, aber ich sag's trotzdem: wenn Reinpassen-müssen dein Kernproblem ist, kann dir garnichts besseres passieren als Gruppentherapie. Da übt man mitsamt seinen Wehwehchen das Reinpassen. Dazu musst du dir eingestehen dass die anderen deine Verwundbarkeit nicht kennen, geschweige denn verursacht haben. Das ist schomma ne Aufgabe... nicht leicht. Aber machbar.



Ja, ich war in einer Gleichthematischen, für erwachsene Kinder traumatisierter Eltern. Also quasi Coabhängigkeitstherapie.
caute

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Sonnenschein007
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Beitrag Di., 03.12.2013, 16:21

Darauf bin ich irgendwie noch nicht so gekommen, dass das ein Übungsfeld sein kann. Ich habe gestern abend auch noch zwei andere freie Kassenplätze gefunden und warte nun mal, ob sich die betreffenden Therapeuten noch melden, ob die Plätze tatsächlich noch frei sind. Ansonsten werde ich einfach zusagen. Es hat ja den Riesenvorteil, dass man auch nur zuhören kann. Ich habe keine Ahnung, wie lange die Gruppentherapie dauert.
Danke, dass Du den Lerneffekt dieses "Kassenplatzes" definieren konntest. Das hat mir sehr geholfen, es von dieser Seite aus zu sehen. Ich hatte vordergründig eher Angst, dass es sehr anstregend wird, wenn die anderen Teilnehmer extreme Symptomatiken auspacken.


ballpoint
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Beitrag Mi., 04.12.2013, 12:01

Sonnenschein007 hat geschrieben:Angst, dass es sehr anstregend wird, wenn die anderen Teilnehmer extreme Symptomatiken auspacken.
Es kann gut sein sich einzuprägen: Gruppentherapie bietet Zeit und Raum in dem man sich auf totalen Schutz verlassen kann. Diesen Schutz hat man im real life nicht.

Heilend ist dabei die Selbstwahrnehmung: wie reagiere ich auf andere, sie auf mich, und was passiert wenn ich da was ändere? Wer (wie ich) Vermeidverhalten aufzeigt, bekommt die Gelegenheit ranzugehen wo man nie ranzugehen gewagt hat und hätte.

Nur mal im Falle eines Falles: Extreme Symptomatik? So? Dann sollte ich dem werten Symptomatikträger vielleicht mal erklären dass mir seine Symptomatik nach zehn Minuten langweilig wird und dass er mir und anderen gefälligst auch Sprechzeit gönnen soll. Wir sind bitteschön nicht alle für seine extreme Symptomatik hierhergeeilt. Sondern für die eigene, bescheidene und durchaus berechtigte Themen... Danke!

Das darf auch mal schrill klingen, man hat es ja noch nie geübt!

Reinpassen ist nämlich nicht sich die Butter vom Brot nehmen lassen, sondern die gleiche Portion Butter bekommen wie jeder.
caute

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Sonnenschein007
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Beitrag Mi., 04.12.2013, 13:28

Ich habe nun zwei andere Angebote für Einzeltherapie (krankenkassenfinanzierte Plätze) bekommen. Da bin ich echt erleichtert. Das Thema "Erzählmissbräuche" sollte meiner Meinung nach viel stärker diskutiert werden - im Alltag, aber auch im therapeutischen Kontext. Wenn man ein guter Erzähler ist, können ja die eigenen Symptomatiken viell. ??? für andere spannend wirken, aber wenn es mich schon selber langweilt. Ich kann mein eigene Story über "mein derzeitiges Problem" schon selber fast gar nicht hören. Irgendwie bin ich froh, dass es die 4 Jahreszeiten gibt, weil einem dann zumindest die Natur erzählt, dass sowohl alles vergeht, als auch immer wiederkehrt.

Meine Bekannte hat mir gerade erzählt, dass ihre Schwester (Borderlinerin) in Gruppensitzungen immer sehr gequält war. Es sind aus meiner eigenen Erfahrung bei einem schlechten Supervisionsleiter sogar Supervisionsgruppen eskalationsgefährdet. Wenn man dann einzelne Bemerkungen nachfragt, dann wird es oft haarig, besonders wenn der Gruppenleiter selbst "über die Stränge geschlagen hat".

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Tigerkind
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Beitrag Mi., 04.12.2013, 15:53

Natürlich, gibt es auch schlechte Gruppentherapien ( wie eben auch schlechte Einzeltherapie! ).

Ich habe mal Gruppentherapie gemacht, ich finde es sehr viel wertvoller als Einzeltherapie, warum das so ist, versteht man durchschnittlich nicht sofort.

Ich kann sagen es war mit eine meiner wertvollsten Lebenserfahrungen, es kann allerdings wichtig sein, gerade am Anfang oder zu bestimmten Zeiten zusätzlich Einzeltherapie zu haben.

Wenn Du es genauer wissen möchtest, kannst Du gerne nochmal speziell fragen, auch per PM.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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Christine_Walter
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Beitrag Fr., 06.12.2013, 20:15

ich hatte gruppentherapie in der tagesklinik (klientel querbeet) und in der reha, wo die gruppe nicht ganz so "verschieden" war. meine erfahrungen sind gute, es wurde keiner gemobbt, ausgeschlossen oder ausgelacht, und jedes thema wurde ernst genommen.

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