Siezen und Duzen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
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Beitrag Mo., 28.12.2015, 21:37

Hallo Zusammen,

ich gehöre eigentlich auch zu den "SIE" Feinden. Ich finde es überflüssig, irgendwie. Um respektvoll mit jemandem umzugehen brauche ich kein "SIE". Mein normaler "Alltag" besteht zu mehr als 95% aus "DU" Kontakten, auch beruflich. In der Thera indes finde ich das SIE gut. Es bringt mich irgendwie mit was in "Kontakt" wo ich wohl "normalerweise" eher "Schwierigkeiten" mit habe.

Bei mir im Job ist es beispielsweise oft so, dass das Team klar und automatisch "geduzt" wird, Kunden hingegen "klassisch" gesiezt. Nun ist es aber oft so, dass sich diese "Ebenen" vermischen. Und das dürfte dann wohl für alle Beteiligten "seltsam" sein. In den letzten Jahren habe ich es immer öfter erlebt, dass auch Kunden dieses "Ausgegrenzt" sein, diese "Sonderbehandlung" als unangenehm empfunden haben und von sich aus auf die "DU" Ebene wechseln wollten. Und na ja, ich finde es "logisch", immerhin arbeitet man ja so oder so an und für die "gleiche" Sache.

In der Thera hat es für mich eine "andere" Bedeutung. Da "reguliert" es was in meinen Augen. Wahrscheinlich sowas wie "den eigenen Raum". Ich "bräuchte" das so wohl nicht unbedingt, aber mir ist es irgendwie schon auch ganz "lieb".

Lieben Gruss,

mio

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Alyssa
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Beitrag Di., 29.12.2015, 02:59

mecca hat geschrieben: Nun nimmt der Therapeut das Duzen an.
Was bedeutet das? Er gibt die Markierung einer professionellen Beziehung auf, auf den Wunsch der Patientin.
Was aber markiert denn ein Duzen? Ein vertrauensvolles, familiäres, Freundschaftliches zugetansein. Meinst Du jeder Therapeut würde auch gern mit seinen Patienten befreundet sein?
Oder wäre das nur ein Privileg, dass Du genießen könntest? Weil Du sonst nicht mit der therapeutischen Beziehung "klarkommst" ? Und wenn es nur bei Dir so wäre, was würde das wieder bedeuten? Wäre das nicht eine unheimliche Gratifikation? Du wärst viell. eine ganz besondere Patientin? Seine Lieblingspatientin?
Würde es nicht auch bedeuten, wenn er auf ein Duzen eingeht, dass er Dich über die professionelle Beziehung hinaus mag? Vielleicht selbst gern mit Dir befreundet wäre? Oder sich gar in romantischer Weise zu Dir hingezogen fühlt?
In diesem Falle würde das Duzen doch eine ganz andere Funktion haben.
Es wäre eine Art Test, der Test wie lieb er mich hat. Wenn mich genauso lieb hat wie ich ihn, dann sagt er zu.
Vielleicht ist es deshalb auch so schwer für dich es einfach anzusprechen, weil es eben nicht schlicht um Du oder sie geht, was nämlich, wie du richtig erkannt hast, nichts an der beziehung ändern würde.

Wenn er darauf eingeht, ist er dein neuer freund, dein vertrauter auf einer nicht mehr professionellen ebene --> Befriedigung. Es sollte aber eher darum gehen, in dieser Beziehung zu lernen vertraute beziehungen ausserhalb zu finden, weil man sich seiner "wahren" bedürfnisse, wünsche und gefühle gewahr geworden ist.
Wow. was du alles in ein simples "Du" interpretieren kannst!
Ich kann deinen Gedankengang nachvollziehen für den Fall, dass jemand schon länger in Therapie ist, und beide Parteien sich siezen, und der Therapeut auch betont, dass er alle Patienten siezt, dann aber plötzlich diesem einen Patienten ein "Du" anbietet. Das käme mir dann auch komisch und unangemessen vor.
Für den Fall, dass das "Du" von Anfang an besteht und von beiden Seiten gleichermassen akzeptiert wird, und der Therapeut zudem erklärt, dass er andere Patienten auch duzt, sehe ich kein Problem.
Da ich meinen Therapeuten nicht als Freund sehe, sondern als einen professionellen Helfer, und weil ich mir keine Gedanken darüber mache, ob ich evtl. seine Lieblingspatientin sein könnte, oder ob er vielleicht gerne mit mir befreundet wäre, oder sich evtl. gar in romantischer Weise zu mir hingezogen fühlen könnte, habe ich mit dem "Du" kein Problem.
leberblümchen hat geschrieben:...der Therapeut (...) sollte sicher auftreten und sich nicht um den Finger wickeln lassen, sondern fähig sein, innerhalb der Grenzen eine vertrauensvolle Atmosphäre herzustellen
Und das geht nur mit einem "Sie"?

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stern
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Beitrag Di., 29.12.2015, 06:27

Alyssa hat geschrieben:Für den Fall, dass das "Du" von Anfang an besteht und von beiden Seiten gleichermassen akzeptiert wird, und der Therapeut zudem erklärt, dass er andere Patienten auch duzt, sehe ich kein Problem.
Nun, ich würde wohl schon überlegen, wie abgegrenzt und ausgeglichen dieser Therapeut in Bezug auf Nähe/Distanz ist - gerade wenn man sich noch nicht kennt. Und das merkt man auch nicht unbedingt in den ersten Sitzungen. So kann hinter diesem Angebot sehr wohl ein Mangel an angemessener Distanziertheit stecken... also welche Motivation beim Therapeuten gegeben ist, weiß ich als Patient ja gar nicht unbedingt.

Auch ist nicht davon auszugehen, dass das jedem Patienten recht ist. Gut, man kann sagen, der Therapeut wird ja fragen, ob das o.k. für den Patienten ist. Aber: Es kann sich gerade anfangs ja noch nicht jeder Patient abgrenzen. Im Zweifel finde ich ein vorsichtiges Herantasten, was für einen Patienten o.k. ist, vorzugswürdig... und nicht, dass man vorprescht.

Hierzulande macht man nunmal einen Unterschied zwischen Du und Sie, wobei in professionellen Beziehungen tatsächlich Sie üblich ist, da Du mehr Nähe und Vertrautheit ausdrückt:
Das Du, das Duzen, ist die einfachste, standardmäßige Form der Anrede in der 2. Person Singular. Es drückt eine gewisse Nähe und Vertrautheit aus und ist beispielsweise in der Kommunikation unter Freunden, Familienangehörigen oder gegenüber Kindern üblich. Diese Anrede kann von Fremden jedoch schnell als Distanzlosigkeit oder gar Beleidigung aufgefasst werden. (...)

Seit dem 20. Jahrhundert gilt im gesamten deutschsprachigen Raum die Grundregel, dass in erster Linie Familienangehörige und enge Freunde (sogenannte Duzfreunde) geduzt werden. Fremde werden grundsätzlich gesiezt, es sei denn, es handelt sich um Kinder. Ein Lehrer duzt beispielsweise seine Schüler, die Schüler siezen ihren Lehrer. In der Oberstufe gehen die Lehrer zum Siezen oder Hamburger Siezen über oder bleiben beim Duzen. Studenten duzen sich gegenseitig. Auch beim Sport ist es üblich, sich gegenseitig zu duzen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pronominale_Anredeform
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


leberblümchen
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Beitrag Di., 29.12.2015, 08:34

Alyssa, für mich selbst ist Psychotherapie eben genau das: gucken, was hinter den vermeintlich "simplen" Worten und Gesten steht, mit denen wir üblicherweise im Alltag Ängste und Unsicherheiten überdecken.

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luftikus
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Beitrag Di., 29.12.2015, 09:29

mio hat geschrieben: ich gehöre eigentlich auch zu den "SIE" Feinden. Ich finde es überflüssig, irgendwie. Um respektvoll mit jemandem umzugehen brauche ich kein "SIE". Mein normaler "Alltag" besteht zu mehr als 95% aus "DU" Kontakten, auch beruflich.
Das geht mir auch so. Im Beruf duzen sich fast alle, und auch im Alltag mag ich das "du" ganz gern, weil ich mich dann willkommener fühle. Das "Sie" wirkt auf mich wie eine Barriere, die mich auf Distanz hält.

Dennoch gibt es Personenkreise, bei denen ich das "Sie" eigentlich nicht in Frage stelle. Dazu gehören unter anderem Ärzte und Therapeuten. Ich weiß auch nicht warum, aber ich wäre vor dem Lesen dieses Threads nie auf die Idee gekommen, einen Therapeuten duzen zu wollen.


Alyssa
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Beitrag Di., 29.12.2015, 18:18

Leberblümchen: Nach deinem letzten Eintrag verstehe ich deine Sichtweise. Da ist es klar, dass ein "Sie" wichtig ist und für "Ordnung" sorgt, wenn schon alles andere hinterfragt und auseinandergerupft wird.

Stern: Ich kann natürlich nur aus meiner Erfahrung berichten, und da habe ich es so erlebt bei den beiden, die ich bisher hatte, dass sie sich trotz "Du" gut abgrenzen konnten, sehr ausgeglichen waren, und auch ein sehr gutes Nähe-Distanz-Verhältnis herstellen und halten konnten.
Bzgl. unsicherer Patienten/Anfangszeit: Das sehe ich genau wie du. Da muss vorsichtig rangegangen werden. Aber auch da kann ich nur aus meiner Erfahrung sprechen, und bei mir war das "Du" eben von Anfang an eine ganz klare eindeutige Sache, genauso, wie ich z.B. direkt wusste, dass ich einen männl. Therapeuten wollte.
Hamburger Siezen kannte ich gar nicht, das musste ich ergoogeln. Wieder was gelernt!

Luftikuss: Auch nicht, wenn der Therapeut vom Typ jung, locker, sportlich wäre? Btw., ich würde auch Ärzte gerne duzen, würde mir den Umgang ihnen und mit Krankheit im allgemeinen deutlich leichter machen.

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Möbius
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Beitrag Di., 29.12.2015, 18:59

Ich hatte früher - als alles besser war und ich noch nicht dekompensiert - einen Freund, mit dem ich mich penetrant gesiezt habe. Er war der Inhaber einer Traditionsgaststätte, in der ich Stammgast war. Seine Kneipe lag zwischen meinem Büro und meiner Wohnung, und so war ich recht häufig dort, fühlte mich ausgesprochen wohl. Förmlicher Umgang war diesem Wirte wohl vertraut - er war zu DDR-Zeiten Chef des Speisesaals in einem Inter-Hotel gewesen, nicht nur in seinen Umgangsformen ein feingebildeter Mensch. Weil die Gastronomie ja traditionell auch zu den Branchen gehört, in denen man sehr entspannten Moralbegriffen huldigt, war dieser mein Freund auch einer der ganz wenigen heterosexuellen Männer gewesen, mit denen ich mich gerne sehr konkret über Sexualität unterhalten habe. Wir konnten uns stundenlang beim Feierabend-Bier über technische und psychologische Aspekte konkret agierter Sexualität austauschen - immer auf "Sie".

Eines Tages nötigte uns ein gemeinsamer Bekannter, daß wir doch nun endlich Brüderschaft trinken sollten. Wir haben das mehr oder weniger verlegen getan, und die nächsten Wochen waren fürchterlich. Ständig haben wir uns versprochen, und an die Stelle der früheren Vertrautheit war eine befremdende Verklemmtheit getreten, bis wir wiederrum eines Abends beim Feierabendbier in seiner Kneipe beisammen saßen, und da kam irgendeinem von uns eine spontane Idee:

"Woll'n wir nicht "Sie" trinken ?"
"Jawoll ! Das machen wir !"

Mein Freund packte in fröhlichem Eifer den tödlichsten seiner hochprozentigen Schnäpse aus, und in theatralisch übertriebener Förmlichkeit stießen wir an:

"Also, mein lieber Paul Julius Möbius, für Dich bin ich jetzt wieder der "Herr Mustermann" !"
"Also, mein lieber Max Mustermann, Du darfst jetzt wieder "Herr Möbius" zu mir sagen !"
"Und ex !"

Es war "K.O. Liang" gewesen, ein vietnamesischer Reis-Erbsen-Hirse-Schnaps mit 64 Volt, nur unter der Hand zu bekommen. Der Abend endete dementsprechend fürchterlich. Und seither haben wir uns wieder ganz entspannt gesiezt, waren so froh, endlich diesem gekünstelten, förmlichen "Du" entronnen zu sein, und uns wieder anständig unterhalten zu können, insbesonderlich über Theorie und Praxis des Schweinskrams, wie es sich unter guten, vertrauten Freunden doch geziehmt.

Wenn dieses Land, die künftigen Generationen und das Weltklima eine Chance haben sollten, dann hängt sie davon ab, daß wieder mehr Menschen den Mut haben, "Sie" zueinander zu sagen, höflich und verbindlich zu sein, sich Mühe zu geben im sprachlichen Umgang mit dem anderen, statt nur zu grunzen:

"Ey also ich meine ich glaube ich finde für mich ist das echt nur total Schaise was Du da laberst !"

Amen !

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Broken Wing
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Beitrag Di., 29.12.2015, 20:40

@ Möbius: Ich drücke mich jetzt mal ganz höflich und verbindlich aus. Sie haben einen schweren Dachschaden. Therapeutisch habe ich keine Ahnung, aber mechanisch würde die Reparatur Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Erst müsste man die Leitungen verlegen, noch treten zu viele Kurzschlüsse da drinnen auf. Wer hat diesen Pfusch wohl zu verantworten?
Danach das ganze Gebäude gegen Wind und Wetter abdichten, was kaum möglich sein wird. Ich rate zur Sprengung und komplettem Neuanfang.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


leberblümchen
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Beitrag Di., 29.12.2015, 21:07

Ich hab mal im Kaufhaus gearbeitet; da war es üblich, dass man sich mit dem Nachnamen anredete und duzte: "Frau Schulze, hol mal die Kleiderbügel" - das fand ich richtig pervers, weil es von beiden Anredeformen das Negative ausdrückte: die Distanz durch den Nachnamen und die Respektlosigkeit durch das Du.

Das sog. Hamburger Siezen (den Begriff kannte ich auch nicht) finde ich hingegen positiv: vertraut durch den Vornamen und respektvoll durch das Sie. Das wäre eventuell noch eine Variante, mit der ich mich auf der Couch anfreunden könnte. Schon alleine deshalb, weil ich mit meinem Nachnamen nichts verbinde.

Und einen "lockeren, sportlichen Typen" würde ich als Therapeuten eher siezen wollen, damit ich nicht irgendwann denke, er sei mein Kumpel. Das Du könnte ich mir - wenn überhaupt und nur theoretisch - vorstellen bei Älteren, bei denen schon vorher klar ist, wer wer ist.

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Möbius
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Beitrag Di., 29.12.2015, 21:18

Sehr geehrte Frau Kollegin Bruchflügel !

Ich habe die meinige Sprengung bereits hinter mir - Sie indessen die Ihrige noch vor sich !

Mit freundlichen kollegialen Grüßen

Möbius

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Lockenkopf
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Beitrag Di., 29.12.2015, 21:23

Broken Wing hat geschrieben:@ Möbius: Ich drücke mich jetzt mal ganz höflich und verbindlich aus. Sie haben einen schweren Dachschaden. Therapeutisch habe ich keine Ahnung, aber mechanisch würde die Reparatur Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Erst müsste man die Leitungen verlegen, noch treten zu viele Kurzschlüsse da drinnen auf. Wer hat diesen Pfusch wohl zu verantworten?
Danach das ganze Gebäude gegen Wind und Wetter abdichten, was kaum möglich sein wird. Ich rate zur Sprengung und komplettem Neuanfang.
Merkwürdige Reihenfolge. Auf dem Bau wird erst das Dach dicht gemacht und dann an den Leitungen gearbeitet.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Lockenkopf
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Beitrag Di., 29.12.2015, 21:48

Die Hamburger Variante wird von meinen Patienten mir gegenüber genutzt. Ich sieze und bleibe beim Nachnahmen.
So handhaben es auch meine Kollegen, mit einer Ausnahme.
Durch die therapeutische Arbeit entsteht eine sehr große körperliche Nähe, eine Nähe wie sie sonst nur in Liebesbeziehungen üblich ist. Es ist mir sehr wichtig durch das SIE wieder etwas Distanz zu erzeugen.
Das gilt besonders für Therapie von für mich sehr attraktiven Menschen des anderen Geschlechts.

Bei langjährigen Therapie, oft über Jahrzehnte wie sie bei neurologischen Pat. üblich ist, lässt sich das SIE irgend wann nicht mehr halten. Es entsteht tatsächlich eine Therapiefreundschaft, oder wie auch immer man das nennen will.

Ich kenne meinen Psychotherapeuten jetzt auch schon 10 Jahre, die Therapie bestand allerdings nicht durchgehend.
Ich käme aber nie auf die Idee ihn duzen zu wollen. Gerade wegen emotionaler Verwicklungen (Übertragungen) die mit ihm bestehen, ist mir das Distanz schaffende und klärende SIE sehr wichtig.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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luftikus
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 10:33

leberblümchen hat geschrieben: Das sog. Hamburger Siezen (den Begriff kannte ich auch nicht) finde ich hingegen positiv: vertraut durch den Vornamen und respektvoll durch das Sie. Das wäre eventuell noch eine Variante, mit der ich mich auf der Couch anfreunden könnte. Schon alleine deshalb, weil ich mit meinem Nachnamen nichts verbinde.
Das wiederum fände ich eher unangenehm. Ein "Sie" in Kombination mit meinem Vornamen fände ich ziemlich gewöhnungsbedürftig und würde auf mich kühl und abweisend wirken.


leberblümchen
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 11:40

Das ist ja die klassische Variante für Oberstufenschüler. Was ganz interessant ist zu beobachten: Lehrer, die von den Schülern wirklich gemocht werden (erst recht, wenn man sich schon seit der 5. Klasse kennt), werden regelrecht angefleht, das Duzen beizubehalten - aber sie selbst siezen natürlich weiterhin den Lehrer.

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Tannenbaum
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Beitrag Do., 31.12.2015, 11:41

Brrr, meine Therapeutin zu duzen wäre mir echt zu nah. Ich stimme Lockenkopf vollkommen zu: Das Sie schafft eine nötige Distanz, die einen Ausgleich zu der grossen Nähe in der Therapie schafft. Auch Hand halten, Umarmen, etc. würde ich nicht wollen. Also wollen schon, aber nur mit meinem "irrationalen" Anteil. Mein rationales Ich weiss genau, dass das zu nichts Gutes führen würde weil zu viel Nähe.

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