Fehlendes Vertrauen in der Therapie (ohne echten Grund)

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Waldschratin
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Beitrag Sa., 08.10.2022, 14:34

Müki hat geschrieben:Heilung ist kein Leistungssport.
Danke für diesen Satz! :flower:

Ich möcht auch noch ergänzen:
Vertrauen "schenkt" man. Es ist also sowas wie ein "Vorschuss", aber halt auch mit Risiko verbunden.
Man setzt voraus, dass es nicht ausgenutzt wird, ohne sich dessen sicher sein zu können.

Von daher bin ich auch ganz dabei, dass es in erster Linie danach geht, wieviel Stand und Halt ich in mir selber habe (oder mir erarbeiten kann). Danach kann ich "bemessen", wieviel ich schenken kann und will. (Betonung auf "will"!)

Und mit jedem "Schenken" kann es dann innerhalb einer Beziehung "wachsen".
Wobei das dann nur sehr bedingt auf andere Beziehung "automatisch übertragbar" wird.

Am besten wächst Vertrauen bei mir in einer Beziehung, wenn es gegenseitig geschenkt wird.
Das ist auch grade in der therapeutischen Beziehung ganz wichtig für mich.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 08.10.2022, 15:31

Wie offen ich mich einem anderen Menschen gegenüber zeigen kann hängt ja auch damit zusammen wie katastrophal es wäre wenn ich zB nicht verstanden oder sogar aktiv gekränkt werden würde, zB mit Spott.

Wenn man selbst stabil ist ist das immer noch unangenehm, aber es bringt nicht das Fundament der eigenen Existenz zum Einsturz. Wenn man aber eh schon labil ist ist das ganze viel gefährlicher wenn solche blöden Aktionen kommen.

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candle.
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Beitrag Sa., 08.10.2022, 16:09

Wie auch immer.

Damals im allerersten Thread war das Vertrauen noch da, jetzt ist es weg.

Was ist passiert?

candle
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DuckTales
Helferlein
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Beitrag Sa., 08.10.2022, 21:41

Hallo Sindy,

deine Überschrift fehlendes Vertrauen ohne echten Grund. Weiß gar nicht, ob man da akut überhaupt einen Grund braucht. Es wird aller Voraussicht nach einen haben, aber es ist aktuell nun mal wie es ist.

Ich weiß gar nicht, wo das herkommt, dass Viele - allen voran manche Psychotherapeuten - meinen, man müsse oder solle ihnen vertrauen. Warum denn? Vielleicht weil „Psycho“ in der Berufsbezeichnung steht? 😉

Vertrauen wächst. Klar, geben die meisten einen Vertrauensvorschuss, dass es losgehen kann in der Therapie, aber alles Andere braucht Zeit.

Und dann gibt es vermutlich bei vielen Menschen auch Dinge, die sie nie, egal wem, erzählen würden und das ist letztendlich auch ok.

Vertrauen hat auch was mit Nähe zu tun, wenn man Angst davor hat, bleiben länger Zweifel und Ängste. Dauert nun mal.

Grüße
DuckTales

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Tobe
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
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Beiträge: 544

Beitrag Mi., 12.10.2022, 04:58

Hallo,

ich denke auch, daß es kein absolutes Vertrauen geben kann, weil dies in meinen Augen auch vollkommen naiv währe. Auch denke ich, daß dieses "absolute" Vertrauen für eine erfolgreiche Therapie nicht nötig und auch nicht gut währe.
Ich vertraue ja nicht mal mir selbst.

Es ist natürlich schwierig, wenn das Misstrauen so groß ist, daß es einen in der Therapie blockiert und man deshalb nicht weiter kommt. Da hilft nur Geduld, von Seiten des Therapeuten aber auch viel Geduld mit sich selbst. Unser ausgeprägtes Misstrauen hat einen Ursprung/Grund und ist meist sehr fest in unserem Inneren verankert. Das kann man nicht einfach abschütteln. Man kann dies nur durch positive neue Erfahrungen Stück für Stück reduzieren.

Eine relative Sicherheit bekommst Du nur durch neue Erfahrungen.
Und neue Erfahrungen bekommst Du nur, wenn Du Dich Stück für Stück heraus traust.

Mein Therapeut hat dies mal bildlich mit einer Schnecke beschrieben...
Eine Schnecke zieht sich bei drohender Gefahr komplett zurück in ihr Schneckenhaus.
Um nicht zu verhungern muss sie sich aber irgendwann heraus trauen.
Zuerst kommt ihr Kopf ein klein wenig heraus und sie prüft und wartet ab, ob etwas negatives passiert.
Danach folgen nacheinander die Fühler, jeweils mit dem Prüfen zwischendurch und wenn alles okay scheint, dann der Rest.

Vertrauen ist eine Vorschußleistung.
Man gibt ein klein wenig preis und wartet prüfend ab, was damit passiert.
Wenn alles okay ist, gibt man wieder ein klein wenig preis usw.
Also ganz sachte und Stückchen für Stückchen.
Es ist auch vollkommen okay, wenn auch ohne offensichtlichen Grund zwischendurch das schon bereits entstandene Vertrauen wieder gefühlt gegen Null geht. Passiert mir sehr oft, nach einem längeren Abstand zwischen den Stunden, z.B. Urlaub oder Krankheit.
Mein Therapeut sagt dann immer... "Es ist wie es ist und das ist für ihn vollkommen okay".

Bei mir hat es über ein Jahr gedauert, bis ich immer wieder ein klein wenig über mein schwierigstes Thema Andeutungen gemacht habe. Ich habe nie diese Probleme richtig an- oder ausgesprochen, sondern bisher nur vage Umschreibungen.
So daß er ein ungefähres Bild davon bekommen kann, ohne daß ich dies direckt aussprechen muss.
Anders geht dies bei mir auch noch nicht, weil ich sonst dissoziire.

Mir hilft dabei sehr, daß mein Therapeut sehr natürlich und er selbst ist und bleibt.
Er ist für mich vollkommen authentisch.

Im Grunde stecken da zumindest bei mir als "Blockierer", große Ängste und eine sehr ausgeprägte übermäßige Scham dahinter. Dies möchte mein Therapeut nun zuerst reduzieren, damit ich mich allgemein etwas wohler fühlen kann, wenn es um schwierigere, für mich sehr schambesetzte Themen geht.
Und da hilft er mir sehr, daß er diesbezüglich quasi in Vorleistung geht :lol:
Dafür schätze ich ihn ganz besonders.
Er macht es mir dadurch leichter, mich aus meinem Schneckenhaus Stück für Stück heraus zu trauen.
Er geht bei allem sehr behutsam und sehr einfühlsam vor.

L.G. Tobe
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt,
weisst du, wie sich meiner einer fühlt.

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