Was von Thera in Krisen erwarten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Philosophia
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Beitrag Do., 04.04.2019, 08:18

Haha, mag sein, aber nicht nur, die Analytikerin will es bis zu ihrem Tod machen - und das geht schlecht von Malle aus.
Sag mal, Anna-Luisa, kann es sein, dass du recht leicht den Menschen sehr böse Absichten unterstellst?
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Pinguin Pit
Forums-Gruftie
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Beitrag Do., 04.04.2019, 09:00

Hallo KleineKämpferin,

es gab vor einigen Monaten bereits dieses Thema , viele Pros und Kontras, sicher interessant, da mal reinzulesen.

Vor ein paar Wochen habe ich meinem Analytiker zwischen zwei Terminen eine Email geschrieben.
Er hat die Adresse auf allen Terminzetteln und Rechnungen stehen und ich hatte ihn vor langer Zeit gefragt, wofür ich die nutzen dürfe, z.B. um Kontakt zwischen den Stunden aufzunehmen, wenn es mal "brennt".

Vor einigen Wochen ist in einer Stunde etwas passiert, hochemotional besetzt für mich, was erst in der darauf folgenden Nacht seine volle Wirkung entfaltet hat. Ich habe eine kurze Email geschrieben, ihm das mitzuteilen, es bei ihm zu deponieren, sonst wäre ich emotional implodiert. Er schrieb eine ebenso kurze Antwort, die ich nicht einmal erwartet habe. Diese Hilfe habe und konnte ich nur durch ihn bekommen, es wäre mit Unbeteiligten nicht besprechbar gewesen.
Ich habe nie erfahren dürfen, wie es ist, wenn man von anderen Menschen Hilfe einfordern kann und darf und deshalb große Schwierigkeiten damit das Angebot meiner Therapeutin zu nutzen und neue Erfahrungen zu machen.
Auch wurde ich so erzogen, dass ich alles alleine schaffen müsse.
Wie hoch ist der Preis, den wir dafür zahlen?
Die Vergangenheit ist nicht tot - sie ist nicht einmal vorbei. (William Faulkner)

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Anna-Luisa
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Beiträge: 2908

Beitrag Do., 04.04.2019, 09:55

Philosophia hat geschrieben: Do., 04.04.2019, 08:18 Haha, mag sein, aber nicht nur, die Analytikerin will es bis zu ihrem Tod machen - und das geht schlecht von Malle aus.
Sag mal, Anna-Luisa, kann es sein, dass du recht leicht den Menschen sehr böse Absichten unterstellst?
Von "bis zu ihrem Tod" war in deinem vorigen Post nicht die Rede. Ich könnte mir vorstellen, dass die Arbeit im höheren Lebensalter, mit wahrscheinlichen gesundheitlichen Problemen, eher nicht mehr so viel Freude macht.

Mallorca war ja nur ein Beispiel. Vielleicht wird ja auch für einen Diamantring gespart. Für einen Spa-Bereich im Keller. Oder für die Villa der Kinder.

"Sehr böse" finde ich es nicht, wenn jemand eigene Interessen in seine Arbeitsweise einbringt - aber schon eigennützig. Und wie oft diese "Notfallangebote" negative Konsequenzen mit sich bringen konnte ich hier zuhauf lesen.

Spätestens wenn die Therapie beendet ist, und unter Tränen und Gutachten versucht wird, "die menschliche Therapeutin, die sich auch in ihrer Freizeit nicht zu schade war sich zu kümmern" zurückzugewinnen.

Und wenn das nicht gelingt, muss man womöglich zu einer "unmenschlichen Therapeutin", die ihre Freizeit über das Wohl ihrer Patienten stellt, und es wagt, einen Feierabend auch als solchen zu bezeichnen. Und in Notfällen auf die Notaufnahme verweist.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)


shesmovedon
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Beiträge: 2203

Beitrag Do., 04.04.2019, 11:44

Ich bin da schon auch bei Anna-Luisa. Wir konnten die Therapeutin schon während der Arbeit anrufen, aber da sie uns (ich glaube, das schrieb ich weiter vorne schon mal im Thread) ein Helfernetzwerk aufbaute, war das irgendwann gar nicht mehr nötig.
Ich kann mir nur noch sehr wenige Gründe vorstellen, warum ich unbedingt mit der Thera und niemand anderem in der Notsituation telefonieren müsste. Ich denke bei vielen steckt da auch zu wenig Bereitschaft hinter, sich auf wen anderen auch einzulassen, was dann immer mit "ich tue mich schwer mit Vertrauen" gerechtfertigt wird. Aber tut sich das nicht jeder, der hier im Forum ist und ne Therapie macht?

Ich habe eigentlich gelernt, dass die Therapie während den Stunden stattfindet, dass man ansonsten zwischendurch um einen Notfalltermin bitten kann, aber wenn's einem wirklich schlecht geht, dann ist es eigentlich auch schon egal, wer hilft. Ob Therapeutin, Klinik oder Betreuung. Wenn's schlecht geht, bin ich einfach dankbar darum, irgendwo in einen sicheren Hafen wie Klinik oder Betreuung einfahren zu können. Das muss nicht die Therapeutin zwischen den Stunden mit nem 10 Minuten Telefonat richten.

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Scars
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Beitrag Do., 04.04.2019, 16:41

Letztlich muss das doch jeder für sich selbst und mit seinem Therapeuten entscheiden, wie sinnvoll das ist. Birgt wie alles Chancen und Risiken. In bestimmten Therapien wird das ja auch gezielt eingesetzt.

Für mich wäre das irgendwie nix, weil "Notfall" für mich aber auch "klinikreif" oder zumindest "betreuungsintensiv" bedeutet und das nichts ist, was eine Therapeutin am Telefon leisten kann (wenn man sie denn überhaupt erreicht). Wenn es abgesprochen ist und therapeutisch bearbeitet wird und irgendwie einen Sinn hat, finde ich es aber ok.
Remember to leave pawprints on hearts.


montagne
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Beiträge: 4596

Beitrag Do., 04.04.2019, 17:55

Von außerhalb der Öffnungszeiten war erstmal nicht die Rede. Davon würde ich auch nicht ausgehen.

Zwischen garnicht anrufen und zu jeder Tages- und Nachtzeit privat anrufen gibt es einen Bereich auf den ich hinweisen wollte.
Ich fand es damals sehr Halt geben und hilfreich. Ich bin dran gewachsen. Ich wünsche diese gute Erfahrung jedem, der den Wunsch annehmen möchte. Das will ich der TE sagen.
amor fati

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Solage
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Beiträge: 2862

Beitrag Fr., 05.04.2019, 23:29

KleineKämpferin hat geschrieben: Do., 28.03.2019, 11:27
Sie bot mir an, mich in Notsituationen bei ihr melden zu dürfen. Ich frage mich jetzt natürlich einerseits, was ich denn überhaupt von ihr in solchen Situationen verlangen kann und darf und auch, was ich mir davon erhoffe?
Ich weiß, dass sie mir nichts abnehmen kann und um meinen Schmerz zu teilen habe ich Freunde oder eben dysfunktionale Bewältigungsstrategien. Um diese abzubauen habe ich diverse Listen, was ich stattdessen machen kann, sodass ich sie auch nicht bräuchte, um zu überlegen, was ich stattdessen tun kann.

Ich bin etwas überfordert mit diesem Angebot und würde gerne von euch wissen, was ihr euch davon versprochen habt, wenn ihr in Notfällen den Kontakt zum Thera gesucht habt...
Mir wurde das Angebot gemacht: "Frau Solage, bevor Sie in die Psychiatrie gehen, rufen Sie mich an!"
Weil mein Therapeut so Unterbringungen in der Psychiatrie wohl kritisch sieht.

Ich habe Ehemann, Freunde UND ich habe einen Therpeuten, der mir professionelle Hilfe anbietet!
Wenn ich Ehemann, Freundinnen nicht über Gebühr belasten möchte, oder diese meine Not nicht professionell verstehen können, weil sie eben keine professionellen Helfer sind, dann gibt es da eben noch dieses therapeutische Angebot.

Falsch finde ich für mich zu denken , was ich tun kann, dass ich den Therapeuten nicht mehr bräuchte, den entlasten müsste, ihn dadurch auch klein halten würde. Weil, der Therapeut braucht dann ja meine Entlastung. Will dem doch nicht lästig sein! Darüber nachzudenken, warum ich gefällig sein möchte.

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Montana
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Beiträge: 3302

Beitrag Sa., 06.04.2019, 10:36

Psychiatrie sehe ich auch kritisch. War da selber mehrmals und dadurch hatte ich eben auch keine Therapie in einer Zeit, wo ich sie sehr gebraucht hätte. In der Psychiatrie fand keine statt. Ich war dort nur "untergebracht". Für mich war es erst spooky, wenn alle anderen von der Station mal wieder wie vom Erdboden verschwunden waren. Ich erfuhr dann, dass die Gruppentherapie hatten. Die hatten auch noch so allerhand andere Termine, auch ärztliche Visite. Nur ich nicht. Ich konnte noch nicht einmal Informationen bekommen, denn mit mir sprach keiner vom Personal. Später (als ich endlich die Entlassung erbettelt hatte) hieß es dann, sie hätten mich schonen wollen und wenn ich freiwillig bliebe, dann würde auch Therapie stattfinden. Ich ging trotzdem, kam nach wenigen Tagen freiwillig wieder. Aber wieder keine Therapie und wieder niemand zu sprechen. Und wieder durfte ich nicht gehen. Immer die Drohung, "wenn Sie nicht freiwillig bleiben, dann holen wir uns einen Gerichtsbeschluss". Stationäre Therapie finde ich an sich gut, aber die findet nicht in der Allgemeinpsychiatrie statt. Jedenfalls nicht hier bei uns. Geeignete Kliniken haben aber Wartelisten bis dorthinaus. Da kommt man nicht in einer Krise rein.

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