Wechselnde Symptomatik - Bedürfnis nach Fürsorge

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candle.
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 17:24

Ja ich habe das nicht verstanden bei Pflegenotstand und Co würde ich nicht gerade Krankenhäuser wählen um Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber gerade denke ich, dass es zumindest nur dir dient und keinem anderen. Wie soll ich es sagen? In einer Partnerschaft braucht ein Partner auch Aufmerksamkeit. Kannst du das denn geben oder brauchst du das nur für dich?

candle
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Philosophia
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 17:24

Vermutlich saugst du jede kleine Zuwendung wie ein trockener Schwamm auf - das finde ich nur verständlich, wenn es dich so danach dürstet.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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nulla
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 17:33

Also ich habe zwar nicht den Wunsch krank zu sein, aber ich hatte "seltsame" Gefühle nach einem 14tägigen KH Aufenthalt. Ich wollte eigentlich nur noch heim zu meiner Familie (Mann und Kinder), aber nach einiger Zeit daheim, als es mir ein bisschen besser aber keinesfalls gut ging und auch noch die Gefahr bestand, dass Komplikationen eintreten, da hatte ich so eine Art Sehnsucht nach der Zeit im KH. Nach der Fürsorge des Pflegepersonals, danach, immer kompetente Ansprechpartner zu haben, nach Sicherheit und Fürsorge also.

Wobei mein Knackpunkt eher da liegt, wenn ich mich irgendwo zwischen krank und gesund befinde. Da bin ich besonders hilflos und vielleicht genau deshalb besonders hilfsbedürftig. So ganz hab ich das auch noch nicht sortiert, aber rein instinktiv habe ich auf alle Fälle Verständnis für deine Situation.

Vielleicht wäre erst einmal wichtig zu akzeptieren, dass du so fühlst, anstatt schon daran herumzukniffeln warum das so ist?

LG nulla
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Lucyunderpressure
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 17:59

Danke für all eure Antworten.

Ja candle... es ist schon so, dass ich viel geben kann. Ich bin Bezugsperson für 11 Kinder und deren Eltern jeden Tag. Aber du magst recht haben, dass ich grad dann in meinem Privatleben so danach durste, dass ich gar nicht genug Aufmerksamkeit geben könnte. Auch wenn ich ein sehr empathischer Mensch bin.

Ich seh das so wie du Philosophia ..
Und nulla, auch du hast bestimmt recht.. es zu akzeptieren wäre ein wichtiger Schritt. Aber wie sieht diese Akzeptanz wohl aus?

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wind of change
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 23:20

Hallo Lucy,
ich finde es auch sehr stark und mutig von dir, dich hier gerade bei einem so schambesetzten Thema so ehrlich mitzuteilen, Hut ab.
Und ich denke auch, soo ungewöhnlich ist der Wunsch nach Zuwendung und umsorgt werden auch nicht, nur wird eben kaum darüber gesprochen ins Krankenhaus zu wollen. Und ich finde auch, du hast schon erste Schritte getan, deine Wünsche zu akzeptieren, indem du zB es hier angesprochen hast oder auch vor deiner Therapeutin.

Ich glaube, dein Wunsch hat damit zu tun, dass, wie du geschrieben hast, du schon als 3jährige die Fürsorge deiner Mutter abgewehrt hast, weil es nicht passte für dich, du hast in dem Zussmmenhang auch geschrieben, dass dein älterer Bruder sehr fordernd eurer Mutter gegenüber war.
So ganz habe ich nicht verstanden, warum du die Fürsorge abgewehrt hast (hab vielleicht aber auch gerade ein Brett vorm Kopf), kannst du es vielleicht nochmal genauer erklären (wenn du willst)? Vielleicht wäre das auch für dich ein Weg (zur Auf-Lösung), dir nochmal näher Gedanken darüber zu machen.

LG wind of change
Gehe so weit, wie du sehen kannst. Wenn du dort ankommst, wirst du sehen, wie es weitergeht.
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Lucyunderpressure
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Beitrag So., 01.03.2020, 11:05

Hallo wind of change, danke.. du sprichst mir mut zu!

Ich glaube auch, dass all dies mit meiner frühen Kindheit zu tun hat. Meine Mutter hatte kaum Zeit und Aufmerksamkeit für mich, weil mein Bruder all das so stark eingefordert hat.
Es gibt zwei Arten darauf zu reagieren. Manche Kinder werden, wenn sie nach Aufmerksamkeit dursten, dann sehr laut und aufdrängend, fordern die Aufmerksamkeit so ein. Ganz vehement also.
Andere Kinder verdiuchen ein paar mal die Aufmerksamkeit zu bekommen und verstumpfen dann, werden still, weil darauf nicht eingegangen wird. Sie ziehen sich zurück und beginnen, alles mit sich selbst auszumachen.

Was mir an all dem schwer fällt, ist meine Eltern damit zu "beschuldigen". Ich weiß aus Erzählungen, dass es genau so war und hab es ja auch gefühlt. Für bewusste Erinnerungen war ich damals noch zu klein.. ich merke nur emotional bis heute noch, dass da an der Beziehung einiges nicht passt.
Es fällt mir aber schwer, das alles so zu akzeptieren und hinzunehmen, denn es kommt mir immer wieder auf: "so schlecht war meine Kindheit nicht. " und das stimmt auch, ich wurde auf jeden Fall geliebt.. aber hald nicht so, wie es ein Baby/Kleinkind/Kind für eine "normale" Entwicklung gebraucht hätte..
Lg lucy

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wind of change
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Beitrag So., 01.03.2020, 11:47

Hallo Lucy,
danke für deine Antwort. Nun, ich meine ja auch gar nicht dass du deine Eltern "beschuldigen" sollst. Es wird wahrscheinlich immer was schieflaufen, Menschen meinen es gut und es kann trotzdem völlig schieflaufen und sie verstehen dann wahrscheinlich die Welt nicht mehr. So war es und so wird es wahrscheinlich auch bleiben. Wahrscheinlich wird auch die nächste Generation, also jetzige Kindergeneration, die heutige Elterngeneration (dieser jetzigen Kinder) auf irgendwelche Fehler hinweisen wenn sie erwachsen sind, wo die jetzige Elterngeneration sich dann sagt "aber das haben wir doch gut gemeint und gerade deshalb so und so gehandelt" und versteht dann die Welt nicht mehr. So meine Gedanken dazu.

Also du weisst aus Erzählungen und aus deinem Gefühl, dass es so war, d.h. dass du die Fürsorge deiner Mutter als 3jährige abgewehrt hast? Und aus deinem vorherigen Absatz schlussfolgere ich, dass du zuerst die Aufmerksamkeit gesucht hast, aber dann verstummt bist, stimmt das?
Und später, so nehme ich an, hast du dann die Fürsorge deiner Mutter abgewehrt, "weil es nicht passte" schriebst du, ich "übersetze" das so: weil es "nicht passte", da ja schon dein älterer Bruder deine Mutter "belegt hatte" und für dich eben "kein Platz mehr übrig blieb" bzw du deine Mutter auch nicht (noch) weiter belasten wolltest oder Angst hattest sie noch weiter zu belasten, so in deiner kindlichen Vorstellung?? Deshalb hast du ihre Fürsorge abgewehrt?

Du könntest zu heutiger Zeit versuchen, das ein bisschen "wettzumachen" indem du sie JETZT mal ein bisschen einbeziehen würdest, also ihr vielleicht etwas von deinen Nöten oder Kummer erzählst (muss ja nicht viel sein, step by step sich herantasten). Das ist vielleicht schwer da immer noch das alte reinspielt (erinnert mich in gewisser Weise sogar an mich selbst, da ich mich auch nur schwer "schwach" meiner Mutter gegenüber zeigen kann). Aber vielleicht sprecht ihr auch schon darüber da du dein damaliges Verhalten auch nur aus deren Erzählungen kennst?
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wind of change
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Beitrag So., 01.03.2020, 12:11

wind of change hat geschrieben: ... wo die jetzige Elterngeneration sich dann sagt "aber das haben wir doch gut gemeint und gerade deshalb so und so gehandelt" und versteht dann die Welt nicht mehr. So meine Gedanken dazu. 

... oder auch, wo Eltern sich dann sagen "das war mir/uns überhaupt nicht bewusst dass dies oder das Verhalten von uns solche Auswirkungen auf die Kinder hatte!"
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Lucyunderpressure
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Beitrag So., 01.03.2020, 12:39

Wow, wind of change. Danke, dass du dir so viel Zeit für mich nimmst!

Ich verstehe, was du meinst und seh das genau wie du.
Ich hab nur das Gefühl, um da etwas nachnähren zu können, auf welche Art auch immer, muss ich mir eingestehen können, dass ich "einen Verlust erlitten" habe bzw. etwas nicht bekommen habe. Und das aufgrund meiner Eltern, obwohl sie es immer nur gut meinten und das beste für sie mögliche gegeben haben.
Jetzt wo ich das schreibe, macht es mich sogar ein bisschen wütend. Wütend, dass sie es eben nicht besser wussten oder konnten. Meine Therapeutin sagt, das ist auch Teil des Prozesses...
Allerdings hackt es genau da, kommt mir gerade im Gespräch mit dir. Ich erlaube mir nie, meine Gefühle im Bezug auf meine Eltern auszuleben. Immer nehme ich sie in Schutz oder tu, was ihnen gut tut, was sie wollen, damit sie mich ja lieben und gut über mich denken. Ich schätze, mich da mal loszulösen und zu sagen: Nein, so nicht mehr! wäre ein wichtiger Schritt. Wow.. ja das werde ich morgen bzw. am Donnerstag ansprechen.

Genau, ich weiß aus Erzählungen, dass ich nie mit Mama reden wollte. Im Kindergarten wars immer gut. Wenn ich etwas angestellt hatte, verheimlichte ich das, bis mein Bruder es erzählte, wenn ich traurig wegen etwas war, erzählte ich es nicht. Ich hatte schon immer das Gefühl, stark sein zu müssen. Spielen mit meiner Mama war mir peinlich. Neben ihr zu spielen auch.

Genau, ich hab die Aufmerksamkeit gesucht und es dann aufgegeben. Es war kein Platz bzw. zu wenig neben meinem Bruder und Mamas restlichen Leben.

Und heute ist es so, dass ich mich ihr gar nicht öffnen will. Ich kann nicht. Es is so viel geschehen. Ich habe einiges allein durchgemacht und es fühlt sich jetzt so falsch an, oft auch, wenn ich nur ganz wenig preisgebe.. versteht dieses Gefühl jemand von euch?

Alles Liebe
Lucy

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wind of change
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Beitrag So., 01.03.2020, 15:33

Lucyunderpressure hat geschrieben: So., 01.03.2020, 12:39 Wow, wind of change. Danke, dass du dir so viel Zeit für mich nimmst!

Danke. Naja, lenkt mich ja auch ab von meinen eigenen Problemen und Einsamkeit ::?

Deine Ausdrucksweise macht mich etwas nachdenklich oder stutzig (meine ich jetzt nicht abwertend): du schreibst, du hast deine Mutter bzw ihre Fürsorge "abgewehrt".
Das hört sich für mich ein bisschen so an als ob du als kleines Kind die Beziehung zwischen deinem Bruder und deiner Mutter beobachtet hast und das irgendwie doof fandest ... oder übertrieben ... oder sogar 'krank'. Vielleicht war's ja auch übertrieben oder 'krank', vielleicht die Fürsorge deinem Bruder gegenüber von deiner Mutter und du wolltest es gerade deshalb nicht für dich. Keine Ahnung.
Du "wolltest nicht mit Mama reden", "spielen mit meiner Mama war mir peinlich. Neben ihr zu spielen auch". Warum war es dir peinlich? Vielleicht weil dadurch (durch's spielen) deine Mutter selber "zum Kind wurde" obwohl du ja das Kind warst? Keine Ahnung. Kann ich jetzt nur mutmaßen. Oder vielleicht auch aus anderen Gründen?
lucyunderpressure hat geschrieben:Und heute ist es so, dass ich mich ihr gar nicht öffnen will. Ich kann nicht. Es is so viel geschehen. Ich habe einiges allein durchgemacht und es fühlt sich jetzt so falsch an, oft auch, wenn ich nur ganz wenig preisgebe.. versteht dieses Gefühl jemand von euch?

Ja, verstehe die Gefühle weil es mir auch so geht.
Aber warum "es fühlt sich jetzt so falsch an"?
Bei mir ist es vielleicht so, dass ich mir dann so "schwach" vorkomme und das Gefühl hab, ich werde nur in meiner "Schwachheit" angenommen, aber nicht in meiner "Starkheit" und dasd ich deshalb Probleme hab mich "so" ihr gegenüber zu zeigen. Aber es kommt vielleicht (auch bei dir) noch was anderes hinzu: wenn ich mich doch ihr öffnen kann, dann meistens nur, wenn es mir wirklich ganz schlecht geht. Gestern war das zB so und ich sagte dann noch (ausnahmsweise), dass mein Geschwister (für mich offensichtlich) ähnliche Probleme wie ich hat und deshalb sein/ihr Verhalten so und so ist. Und meine Mutter dann so, was heisst das dann, das "wir" (Eltern) wohl was falsch gemacht haben. Was gaaanz schlimmes für sie. So schlimm dass ich es normalerweise gar nicht anspreche (und gestern auch nur indirekt (durch Geschwister) und "aus Versehen). Und indirekt / unbewusst wollen / müssen wir unsere Eltern wohl irgendwie davor "beschützen", vor dieser "Schuldkonfrontation"? Ich bin wahrscheinlich "keine einfache Tochter", aber so richtig konfrontieren, das habe ich auch noch nicht geschafft. Stattdessen bin ich "keine einfache Tochter", aber dadurch dass ich mich dann immer wieder entschuldige liegt der schwarze Peter dann doch immer wieder bei mir und sie braucht sich nicht zu konfrontieren, weil Ich ja "die schuldige" bin. Die Eltern zu konfrontieren (auf eine für beide Seiten produktive Weise) und es dann auch noch auszuhalten dass es ihnen (vorübergehend) nicht gerade gut damit geht, scheint auch eine Kunst für sich zu sein.
Aber du brauchst sie ja auch gar nicht so direkt konfrontieren, sondern vielleicht erstmal nur, indem du ihr "step by step, versuchsweise" mehr von dir zeigst. Wobei ich weiss dass das nicht einfach ist. Aber immer wieder versuchen und auch mit Therapeutin besprechen .......
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Lucyunderpressure
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Beitrag So., 01.03.2020, 16:32

Einsamkeit.. ja das kenn ich auch zu gut. Gut, dass wieder die wärmeren Jahreszeiten kommen, wo mensch rausgehen kann. Da wird die Welt wieder fröhlicher, findest nicht auch?

Abwehrn... ich konnte früh einfach nicht damitumgehen, wenn sie mich berührte. Trost von ihr, war mir unangenehm. Dieses peinlich.. ich kam mir lächerlich vor und drum wollte ich diese Dinge auch nicht machen. Wenn ich "süß" war, hat sie über mich gelacht. Und dieses lachen steckt mir in Mark und Knochen. Ich hab früh gelernt, dass ich Liebe nicht bedingungslos bekomme. Ich war immer die gute und brave Tochter.. bin ich bis heute. Ich sag ja und amen. Und drum sind sie lieb zu mir. Wenn ich einmal etwas sage, bin ich die schuldige, immer. Meine Gefühle werden ignoriert, sie lachen wieder über mich. Über meine Emotionalität.
Ich hab ein Jahr lang, jeden Tag stumm alleine für mich geweint. Weil etwas Schreckliches passiert war. Mit 13. Jeden Tag. Und heute erzählen sie mir, sie hätten das nicht gewusst?!
Nein, heute brauch ich ihren Trost nicht mehr und ihre Sorge.. jetzt soll ich Rücksicht auf ihre Gefühle nehmen? Es verletzt sie, dass ich nichts erzählen will? Ja mich auch. Mich auch, aber vor allem hat es mich verletzt, als sie nicht da waren und ich hilflos war.

Huch. Hoppala.. da bin ich nun doch etwas emotional geworden. Ich hab da Probleme mit der Gefühlsregulation. Ich konnte nie lernen mit Wut oder Trauer um zu gehen, weil niemand entsprechend darauf reagierte.

Verstehe ich es richtig, dass du das Gefühl hast, dass deine Eltern, dich dann nur als schwach wahrnehmen und deine Stärke nicht, weil du eben so selten und nur wenns ganz schlimm ist, etwas sagst und erzählst? Und deswegen ist es so schwer, ihnen was zu erzählen?
Oder versteh ich dich falsch?

Tut mir leid für dich, dass deine Eltern da noch nicht anders reagieren können. Diese Zeit gabs mit meiner Mama auch. Aber wir sind über dieses Level hinaus.. sie weiß eben, und ich weiß es genauso, dass es nicht ihre Schuld ist. Die Frage nach der Schuld ist nicht wichtig und führt nur zu Streitereien. Wichtig ist, dass sie ihr bestes getan haben und wir ihnen deswegen keinen Vorwurf machen. Bis zu diesem Schritt dauert es sehr lange.. und meistens ist es auch ein Zeichen, dass in deinen Eltern etwas arbeitet, wenn sie sich "beschuldigt" fühlen, obwohl du es ihnen nicht vermitteln willst.
Wichtig ist aber auch uns Ärger und Trauer zuzugestehen, darüber, dass sie es eben nicht besser wussten..

Für mich wäre es ein wichtiger Schritt, mal "Nein" zu sagen. "Nein, ich will jetzt nicht telefonieren." "Nein, dieses Wochenende will ich für mich verbringen" einfach mal "nein, nein, nein!"

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candle.
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Beitrag So., 01.03.2020, 17:49

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wind of change
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Beitrag So., 01.03.2020, 18:45

Hallo Lucy,
ich war die letzte Zeit ziemlich oft draussen (nur eben allein), von da eher der Wintertyp, da es mir oft im Sommer Zu heiss ist und der Frühling ... ja, der ist schön, aber hab auch wegen Heuschnupfen etwas Probleme .... deshalb geh ich auch ganz gern im Winter spazieren, auch wenn's regnet (von schneien kann man ja wohl nicht sprechen :anonym: )
lucyunderpressure hat geschrieben:Abwehrn... ich konnte früh einfach nicht damitumgehen, wenn sie mich berührte. Trost von ihr, war mir unangenehm.
Warum? ("musst" du hier nicht beantworten, aber wär vielleicht mal ganz interessant bzw aufschlussreich für dich selber, dir da näher Gedanken zu machen)
lucyunderpressure hat geschrieben: wenn ich "süß" war, hat sie über mich gelacht
du meinst im Sinne von ausgelacht?
(ich hab als Kind einmal bei einer bekannten miterlebt (anderes Kind), wie diese nach meinem Eindruck eigentlich eher traurig oder fertig war und die Mutter hat gelacht. Vielleicht weil sie es nicht wahr haben wollte oder es auch wirklich nicht gesehen hatte (vielleicht hab ich auch das Verhalten der bekannten falsch interpretiert?) oder aus Hilflosigkeit oder Überforderung oder warum auch immer. Das lachen hatte da irgendwie nicht gepasst für mich. Ich hätte mich da als Kind glaub ich allein gelassen oder missverstanden gefühlt).
Also lachen sie über deine Emotionalität, hm. Nicht so schön. Vielleicht auch aus Hilflosigkeit? Oder Überforderung?

Das tut mir leid dass bei dir mit 13 etwas schreckliches passiert ist. Da hätte ich mich auch alleine gelassen gefühlt wenn sie davon nichts wussten (und warst ja auch tatsächlich alleine damit).
lucyunderpressure hat geschrieben:jetzt soll ich Rücksicht auf ihre Gefühle nehmen? Es verletzt sie, dass ich nichts erzählen will? 

Achso. Das verstehe ich. Das wäre ja auch eine völlig andere Motivation ihnen zu erzählen (um es Ihnen (wieder) recht zu machen, nicht wegen dir selber). Ich hatte eine andere Motivation vor Augen, wie du vielleicht aus meinen vorherigen posts herauslesen konntest (?) Das verstehe ich dass du dich dann dagegen "sperrst", vor allem nach der Verletzung als 13jährige wegen dem alleingelassen werden.
lucyunderpressure hat geschrieben:Verstehe ich es richtig, dass du das Gefühl hast, dass deine Eltern, dich dann nur als schwach wahrnehmen und deine Stärke nicht, weil du eben so selten und nur wenns ganz schlimm ist, etwas sagst und erzählst? Und deswegen ist es so schwer, ihnen was zu erzählen?
Oder versteh ich dich falsch?

Ich hatte eher das Gefühl, dass ich nur angenommen werde wenn ich "schwach war", nicht aber als "starke" (selbstbewusst ......), weil das irgendwie zu bedrohlich war für sie, oder so. Und dass ich gerade deshalb Nicht mich als "schwach" zeigen konnte oder wollte.
lucyunderpressure hat geschrieben: Für mich wäre es ein wichtiger Schritt, mal "Nein" zu sagen. "Nein, ich will jetzt nicht telefonieren." "Nein, dieses Wochenende will ich für mich verbringen" einfach mal "nein, nein, nein!"

Das kannst du ja in kleinen Schritten auch tun, dich immer weiter vortasten damit. Wobei mir jetzt auffällt, dass du es innerlich ja schon machst und machtest (durch dein "ich habe die Fürsorge früh abgewehrt" und heute "es fühlt sich falsch an"), äußerlich aber nicht (durch dein "braves Tochter sein"). Also Rollenumkehr im Sinne von vielleicht mal bewusst, also "äusserlich" nein sagen (Mit dem Risiko dass sie nicht so begeistert davon sind), aber innerlich mal wagen "ja" zu sagen im Sinne von was dich wirklich beschäftigt und es dann ansprechen (zB dass du dich alleingelassen fühltest mit 13 und deshalb jetzt Schwierigkeiten hast dich zu öffnen). Das wäre dann auch wirkliche Kommunikation und mit ihnen sprechen und nicht nur das "Spiel brave Tochter". Das ist sicher nicht so einfach und eine Herausforderung. Muss/kann auch wohl nicht alles auf einmal klappen. Aber ganz langsam, sich immer weiter vortasten .....

LG wind ;-)
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Lucyunderpressure
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Beitrag So., 01.03.2020, 19:50

wind of change hat geschrieben: So., 01.03.2020, 18:45 Warum? ("musst" du hier nicht beantworten, aber wär vielleicht mal ganz interessant bzw aufschlussreich für dich selber, dir da näher Gedanken zu machen)
ja voll. da muss ich weiter in mir suchen, was da dahinter steckt und steht.
wind of change hat geschrieben: So., 01.03.2020, 18:45 du meinst im Sinne von ausgelacht?
so hat es sich auf jeden Fall angefühlt ja... ich glaube, da hattest du gut im Gefühl, wie es dem Kind ging..
Also mir ging es damals oft so. es fühlt sich heute nach wie vor so an. Mittlerweile weiß ich, dass sie mich damals nicht auslachen wollte, sondern lachte, weil es so süß war.. hmm. andererseits kann mensch schon denken, wie ein Kind das immer wieder falsch verstehen kann... ich frage mich, ob sie damit nicht ihre eigene Unsicherheit, darüber wie dieses Verhalten von mir nun bei anderen Erwachsenen ankommt, überspielt hat. Ach ich weiß nicht. Da gibt es viele Situationen an die ich mich erinnere, die weh tun.
wind of change hat geschrieben: So., 01.03.2020, 18:45 Achso. Das verstehe ich. Das wäre ja auch eine völlig andere Motivation ihnen zu erzählen (um es Ihnen (wieder) recht zu machen, nicht wegen dir selber). Ich hatte eine andere Motivation vor Augen, wie du vielleicht aus meinen vorherigen posts herauslesen konntest (?) Das verstehe ich dass du dich dann dagegen "sperrst", vor allem nach der Verletzung als 13jährige wegen dem alleingelassen werden.
sie wussten von diesem schrecklichen Ereignis, aber kaum war eine Woche um, war es kein Thema mehr, … als wäre nichts gewesen. ja, ihnen heute Dinge anzuvertrauen wäre keine Erleichterung für mich, sondern einfach nur noch mehr Stress. Ich glaub da ist der Zug einfach abgefahren. Sie waren und sind nicht meine Bezugspersonen und so ist das eben. Ich wünschte nur, ich könnte sie von diesem psychischen Krankheitszustand vollkommen ausschließen. Es ist so ätzend, dass sie auch nur annähernd was wissen. sorry...
wind of change hat geschrieben: So., 01.03.2020, 18:45 Ich hatte eher das Gefühl, dass ich nur angenommen werde wenn ich "schwach war", nicht aber als "starke" (selbstbewusst ......), weil das irgendwie zu bedrohlich war für sie, oder so. Und dass ich gerade deshalb Nicht mich als "schwach" zeigen konnte oder wollte.
Ah, okay dann versteh ich dich jetzt. Puuh, das ist ja ein schlimmer Zustand. und deswegen warst du dann "der rebellierende Tennager" obwohl du es vielleicht auch mal gebraucht hättest schwach sein zu dürfen, ohne, dass sie das für selbstverständlich hinnehmen würden oder so...
oder?

Ja, das ist etwas das ich aufbrechen muss. Nein und ja zu mir. Ja zu mir und Nein zu dem was alle andere von mir wollen. es zählt, was ich will.
Ich hab dann hald immer gleich ein schlechtes gewissen.. meine Eltern verletzt zu haben. drum sag ich dann doch wieder ja..

ach, genug gejammert. :red: :lol: morgen startet eine neue Woche, die kann nur spannend und hoffentlich schön werden. :) :)

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wind of change
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Beitrag So., 01.03.2020, 21:56

lucyunderpressure hat geschrieben:sie wussten von diesem schrecklichen Ereignis, aber kaum war eine Woche um, war es kein Thema mehr, … als wäre nichts gewesen.

Das tut mir leid. Vielleicht haben sie gedacht, indem sie kein Wort mehr darüber verlieren würden sie dir auch irgendwie helfen, leichter oder besser darüber hinwegzukommen. Keine Ahnung. Ach, man kann sich so missverstehen. Ja, das mit dem missverstehen spiegelt auch insgesamt so meine Gedanken der letzten Zeit über Verletzungen im allgemeinen wieder. Und dass das dann trotzdem so in die Hose gehen kann ("wir haben es doch gut gemeint"). Passiert wohl immer wieder, zwischen Generationen, Menschen im allgemeinen, früher und auch heute ::?
lucyunderpressure hat geschrieben:Ich wünschte nur, ich könnte sie von diesem psychischen Krankheitszustand vollkommen ausschließen. Es ist so ätzend, dass sie auch nur annähernd was wissen. sorry...

Ich kann das gefühlsmäßig schon nachvollziehen. Aber, es KANN auch eine Chance sein; was dann wahrscheinlich längere Zeit braucht, ehe "die Blume aufgeht". Kann ich jetzt schwer erklären. Ich würd da auch nochmal mit deiner Therapeutin gucken, weil dein Bedürfnis nach Fürsorge hat sicher auch mit dem ganzen zu tun. Krankenhaus usw ist ja keine Lösung wie du auch weisst, aber eine Lösung könnte sein, da für dich selber zu klären, was da mit deinen Eltern und dir läuft und sie sind ja immer noch deine Eltern. Du kannst sie also ruhig auch mal "in Anspruch nehmen". Aber das fühlt sich jetzt für mich auch ein bisschen so an wie ein total verdrehtes Wollknäuel aufzudröseln oder so und dass das wohl auch Zeit dauert und Kraft (die sich aber lohnen könnte aufzuwenden), was du ja mit deiner Therapeutin dann auch machen/bearbeiten kannst.
lucyunderpressure hat geschrieben:Ah, okay dann versteh ich dich jetzt. Puuh, das ist ja ein schlimmer Zustand. und deswegen warst du dann "der rebellierende Tennager" obwohl du es vielleicht auch mal gebraucht hättest schwach sein zu dürfen, ohne, dass sie das für selbstverständlich hinnehmen würden oder so...
oder?
ja, so ungefähr .......
lucyunderpressure hat geschrieben:
es zählt, was ich will.
Ich hab dann hald immer gleich ein schlechtes gewissen.. meine Eltern verletzt zu haben.

Das schlechte Gewissen kenn ich nur zu gut. Auch die Angst verletzt zu haben. Aber letztlich kannst du dich nicht selber ignorieren (ich auch nicht, kann keiner). Geht irgendwann schief und das ist dann für Alle nicht schön. Da zählt dann doch eher "ehrlich währt am längsten" - auch wenn es nicht unbedingt leicht ist, weil der andere könnte ja verletzt sein oder es braucht auch Mut, ehrlich zu sein, weil man selber macht sich ja auch möglicherweise dadurch verletzlich.
Naja .... ehrlich und mutig den Thread eröffnet hast du ja schon mal hier, dafür nach wie vor Hut ab.
Eine schöne Woche :)
Gehe so weit, wie du sehen kannst. Wenn du dort ankommst, wirst du sehen, wie es weitergeht.
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