Am Ende

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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cardan
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Am Ende

Beitrag Sa., 23.07.2016, 13:57

Liebe Leute da draussen.

Ich bin leider schon 47 Jahre alt und meine Probleme ziehen sich über das ganze Leben. In der Schule eher Einzelgänger und heute noch immer alleine. Mein Bruder welcher 4 Jahre älter ist, litt früher unter Dyskalkulie und ich unter Legasthenie was meinem Vater zwecks Gewalt sehr dienlich war und uns beiden grosse Angst vor der Schule bescherte.
Mein Bruder begann als er 17 Jahre alt war mit harten Drogen, er glitt schwer in die Sucht. Als ich 14 Jahre alt war, wehrte ich mich immer, dass es nur noch um diese Sucht gehen würde. Man solle mich doch bitte in Ruhe lassen und es würde mir gut gehen. Leider musste ich oft meinen Bruder von der Drogengasse holen. Meine Eltern stellten das Auto ab und ich musste mit den Worte, dass ich das schon schaffen würde meinen Bruder suchen gehen. Es drehte sich die ganzen Jahre danach um die Drogen. Am Tisch wurde nur noch gestritten, es flogen Stühle, Teller und Gläser. Mein Vater war Direktor in einer Firma und sowieso nie zuhause, wann er da war hiess es nur, dass wir eben dumm seien und nie etwas auf die Reihe bringen würden.
Als ich 18 Jahre alt war begann die Hölle für mich. Bei meinem Bruder wurde es immer schlimmer und ich habe zuerst aufgehört zu essen weil es immer so schlimm war am Tisch. Mit der Zeit kaufte ich mir jedoch mein eigenes Essen oder stahl es von meiner Mutter. Ich ass aus Frust, Trauer und um mein schwarzes Loch zu füllen.
Später arbeitete ich dummerweise im Geschäft meines Vaters. Mein Bruder kam jeden Abend und holte was er für sich und die Drogen braucht. Mein Vater rastete aus, sagte Worte wie, Du Sauhund, Du schrecklicher hässlicher Trottel und gab ihm dann das Geld. Ich verzweifelte und intervenierte mit dem Ergebnis, dass ich hören musste, ich würde ja keine Ahnung haben und eben dumm sein, es würde aufgeschrieben werden und ich nicht zu kurz kommen. Als ob es mir darum gegangen wär. Immer wenn ich gehen wollte, bekam ich Briefe und Versprechungen. Ich geriet unter den Umständen in eine Art der Abhängigkeit. Ich weinte Jahrzehntelang, zog mich zurück und kommunizierte nur noch mit dem Computer. Ich fühlte mich neben mir und hasse mich. Ich schrie an jeder Ecke, jeder Institution um Hilfe und wurde nie erhört. Ich bastelte meine Gesellschaftsmaske und litt unter dieser sehr. Die Ereignisse mit meinem Bruder, Vater und der ganzen Familie überschlugen sich. Mein Bruder welcher zwar nie arbeitete, bekam eine volle IV-Rente und holte dennoch Geld in der Firma. Ich haben meinen Vater angefleht, endlich die Dinge zu regeln, er war mittelbar 76 Jahre alt und es würde Bücher füllen was alles passierte. Meine Leben war die ganze Zeit gezeichnet von endloser Sehnsucht und tiefer Trauer. Ich sass am Abend über Wochen bis spät in die Nacht nur regungslos auf dem Boden. Nun im letzten Jahr dann kam ich von einer einzigen Ferienwoche nach 3 Jahren nachhause und wollte am Montag zur Arbeit gehen. Es war ein Schock, die Firma war geschlossen (Konkurs). Nachdem ich mich gefasst habe, ging eine unendlich tiefes Loch auf. Ich wurde wegen Selbstverschuldung und grob-fahrlässigem Handeln von der Arbeitslosenkasse auf ein Minimum gesenkt und die Insolvenzentschädigung wurde ganz gestrichen. Einige Tage späte lag ich mit Nervenzusammenbruch auf dem Boden. Es waren fast 30 Jahre der Gewallt und Trauer vergangen, ich weinte um mein versacktes Leben.
Seit 13 Monaten stehe ich in psychiatrischer Behandlung, war bis vor 6 Wochen in einer Tagesklinik und hätte letzten Montag für einen stationären Aufenthalt eintreten sollen. Beim ersten Gespräch bei der IV erlitt ich eine Panikattacke und wurde als nicht vermittelbar abgelehnt. Die Zeit in der Tagesklinik war wertlos weil ich nicht verstanden wurde. Nur eine Episode mehr. mein Psychiater allerdings sieht dies anders und hilft mir. Beim geplanten Klinikeintritt überflutete mich dann die blanke Panik. Ich wusste nicht was passiert, konnte weder sprechen noch mich auf den Beinen halten. Die Klinikleitung telefonierte meinem Psychiater und so war ich nach 4 Stunden wieder zuhause. Die Klinik meinte, dass ich noch nicht fähig für einen Aufenthalt sein würde???? Was bin ich dann noch??
Seit Wochen kann ich nicht mehr schlafen und laufe trotz Trittico und Tamesta die halbe Nacht nur umher. Ich verzweifle und schaue auf ein für mich schreckliches Leben zurück. Auf Einsamkeit, Sehnsucht, Verzweiflung, Angst, Entbehrung und Lebensmüdigkeit zurück. Ich bin 47 Jahre alt und möchte so gerne meine Jugend welche mir verwehrt wurde leben. Ich zweifle nur noch an mir, traue mir nichts zu und habe in der letzten Zeit häufig Anfälle von Panik erleben müssen. Ich denke mir oft, dass ein Sprung aus dem Fenster innert Sekunden alle Probleme lösen würde, doch dann kommen ie Gefühle von Sehnsucht, dem Schrei nach der Liebe welche aber wie schon Jahrzehnte zuvor nur im Raume verhallen.
Entschuldigt mich, es hilft mir meine Gefühle zu schreiben, auch wenn all diese nie auf ein paar Seiten platz finden können.

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Mondin
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Sa., 23.07.2016, 19:30

Hallo cardan. Willkommen hier. Es tut mir leid für Dich, was Dir passiert ist. Wenn das Schreiben Dich erleichtert, dann könntest Du ja fürs Erste damit fortfahren. Erfahrungsgemäß kann man schreibend oftmals Dinge für sich klären und einen Weg finden, wie es weitergehen könnte.

Ich wünsche Dir alles Gute!

LG
Mondin

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