Asperger-Diagnose bei Erwachsenen - wo?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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ichbins(nur)
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Beitrag Sa., 23.11.2013, 06:30

Super, dass ihr eine Diagnosestelle gleich in der Nähe habt. 25 Euro Fahrtkosten gehen da noch. Es gibt viele, die einmal quer durch die Republik fahren müssen. Für mich war es auch eine lange Anfahrt.

Bei den Diagnosestellen bekommt man die Leute in der Regel eher ans Telefon als in einer Facharztpraxis, ist meine Erfahrung. Ob man dir dann gleich einen Termin geben kann, weiß ich allerdings nicht. Rechne lieber nicht zu fest damit. Ich weiß nicht, wie weit im Voraus sie dort ihre Terminkalender führen...
Bei manchen Unikliniken ist es so, dass man sich dort meldet und dann erstmal Fragebögen zugeschickt bekommt (in deinem Fall würde man sie dir dann wohl mitgeben, dann warst du jedenfalls nicht umsonst dort). Die eine Diagnosestelle "überbrückt" damit quasi die Wartezeit auf einen Termin. Man schickt die Fragebögen dann zurück, und irgendwann wird man dann über einen möglichen Termin informiert. Bei der einen Stelle lag zwischen meiner Anfrage und der Rückmeldung wegen eines Termins ca. ein Dreivierteljahr.

Eine Überweisung, bevorzugt von einem Facharzt, also Psychiater, gerne aber auch vom Hausarzt (kannst du dann gleich vor Ort nachfragen, was denen lieber ist), brauchst du erst dann, wenn du zum eigentlichen Termin gehst. Wenn es mehrere Termine in verschiedenen Quartalen sind, brauchst du dann natürlich entsprechend auch zwei.

Generell sind die schon an den alten Unterlagen interessiert, wobei ich da deine Bedenken verstehe. Allerdings sollte man schon davon ausgehen, dass das Fachleute sind, die euch dann gegenübersitzen, so dass das mit der Unvoreingenommenheit nicht ganz so sehr ins Gewicht fallen würde.
Ich hatte damals auch meine ganzen alten Unterlagen, soweit sie mir vorlagen, mit hingeschickt, obwohl ich auch Bedenken hatte, weil da so viel Mist drinstand und ich auch fürchtete, dass die Fehldiagnosen einfach wieder nur abgeschrieben werden könnten. Da wurde ich dann allerdings positiv überrascht. Die haben die alten Unterlagen als "Hilfe" betrachtet, sich jedoch ihr eigenes Bild von mir gemacht.
Deshalb würde ich denen alles in Kopie vorlegen, was du vorliegen hast. Wenn sie da Unstimmigkeiten entdecken, können sie da gezielt nochmal rangehen. Ich denke, so wird sichergestellt, dass es wirklich eine handfeste und zutreffende Diagnose wird.
(V) hat geschrieben:Vor allem, da sie so ungelenk und grobmotorisch ist, dass ich sie am liebsten in irgendwelche "Körpertherapien" stecken würde... (was es hier aber nicht gibt und/oder nicht gezahlt wird. Therapeutisches Reiten stand mal ganz hoch auf der Liste der Empfehlungen, aber ist hier vor Ort nichts zu machen gewesen.)
Das verstehe ich - nur weiß ich nicht, ob ihr das so viel bringen würde. Bei mir hättest du damals alles tun können und es hätte nicht funktioniert: ich konnte es einfach nicht. Inzwischen mache ich sehr gerne Sport und kriege das, was ich mache, wohl auch einigermaßen gut hin. Allerdings ist es jetzt auch so, dass ich das freiwillig mache und es wirklich will...

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ichbins(nur)
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Beitrag Sa., 23.11.2013, 06:51

Aber in Hinblick darauf, dass sie in 2 Jahren sich auf eine Lehrstelle bewirbt...? Kann man schon mal drüber nachdenken. Würde man das Mündliche ent-werten hätte sie aus dem Stehgreif einen 2-Noten besseren Durchschnitt.
Den Gedankengang verstehe ich. Frage mich aber, ob man ihr damit so einen großen Gefallen täte. Denn ihre Schwierigkeiten werden auch während der Ausbildung so oder so offensichtlich werden. Ein jetzt durch ein Attest "geschöntes" Zeugnis hätte somit langfristig eher keine Vorteile. Wie gesagt, ihre Schwierigkeiten sind ja vorhanden... Ist jetzt meine Meinung.
Deswegen bilde ich mir durchaus ein, dass es doch mehr oder weniger eine Sache des "Klick-Machens" ist, und keine wie-auch-immer-geartete neuronale Störung.
Mh, da muss ich dir widersprechen, weil ich aus meiner eigenen Erfahrung ist, dass "stell dich nicht so an" da weder ausreichend noch nutzbringend ist. Ich habe selbst diese Momente, in denen ich einfach nicht reden kann, obwohl in meinem Kopf die Worte sprudeln. Sie sind da, doch ich bekomme sie nicht nach außen transportiert. Zu selektivem Mutismus neige ich hin und wieder auch - wenn es mir nicht gut geht, verstärkt sich das -, doch es wurde nicht diagnostiziert, weil es für eine Diagnose nicht ausreicht.

Was es letztlich für eine Störung ist, weiß ich nicht, doch es ist eine. Mir war die ganze Zeit durchaus bewusst, dass ich mir meine Noten damit verderbe, doch ich konnte nicht dagegen an. Es war, als käme ich über meine eigene innere Mauer nicht hinaus.

"Selektiv" bedeutet lediglich, dass es in bestimmten Situationen auftritt. Bei mir sind das Situationen, in denen ich mich bedrängt fühle, vielleicht unterlegen, in denen ich das Gefühl habe, dass mir Druck gemacht wird oder ich möglichst schnell reagieren muss. Obwohl ich, wenn ich über eines meiner Lieblingsthemen rede, dieses Problem wiederum kaum kenne, sondern da eben auch reden kann wie ein Wasserfall. Bei Referaten handelt es sich vermutlich um solche Lieblingsthemen? So erkläre ich mir da die guten Noten.

Es liegt jedenfalls ziemlich sicher keinesfalls ausschließlich daran, dass sie nur nicht genug will und sich nicht genug bemüht. Meine Abinoten wurden durch das Wissen um meine schlechte mündliche Mitarbeit nicht besser, weil ich es einfach nicht besser konnte. Mündliches ist für mich bis heute eine Qual, weil nur ein wenig Druck hinzukommen muss und ich ziemlich sofort in Schweigen verfalle, das ich selbst nicht zu brechen vermag.
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Krang2
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Beitrag Fr., 29.01.2016, 01:32

Im Thema "Selbsttests" habe ich noch einige gute Verweise zu Asperger-Tests und ausführlichen Texten reingeschrieben. Es gibt einen sehr erfahrenen und kompetenten Psychiater in Potsdam, der Asperger, AD(H)S und auf Wunsch andere Störungen testet, allerdings nicht (mehr) auf Kassenschein. Bei Interesse einfach kurze PN an mich.

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Krang2
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Beitrag Fr., 29.01.2016, 01:51

@(V),
wenn man Asperger dadurch definiert, daß man es mit einer großen Schüchternheit und Kontaktstörung gleichsetzt, dann kann schnell der falsche Eindruck entstehen, es sei bloß eine Sache des "Klick-Machens" und keine neuronale Störung, so als handele es sich lediglich um eine Art Angst- oder Persönlichkeitsstörung. Einem Asperger-Patienten ist auch nicht damit geholfen, einfach mehr unter Leute zu gehen - das kann die Entfremdung bei weiterer Frustration sogar noch steigern.

Asperger zeichnet sich - leider - nicht definitorisch durch geringe Kommunikationsfreudigkeit oder emotionale Verschlossenheit aus, es ist nur so, daß die meisten Asperger-Betroffenen introvertiert sind, ob nun angelegt oder als Folge mißlungener Interaktionsversuche. Ich kann mich da als Gegenbeispiel anführen, ich war immer sehr kommunikativ, sozial interessiert, hatte nie Probleme mit Referaten o.ä. Trotzdem versagte ich kläglich im "sozialen Miteinander" und später im Beruf (trotz bester Noten), und vor Kurzem wurde bei mir - wider Erwarten! - Asperger diagnostiziert (ich dachte immer, ich hätte ADHS oder eine Persönlichkeitsstörung). Und das zeichnet sich bei mir durch Anpassungsprobleme aus, die weder durch guten Willen noch durch viel Lernen jemals vollständig ausgeglichen werden können. Teilweise läuft Kommunikation aneinander vorbei, dysfunktional. Was ich damit sagen will, es gibt so oberflächliche Klischeevorstellungen von den meisten Störungen, die gar nicht das Wesentliche erfassen, was die Störung ausmacht.
Bei Asperger ist es z.B. eine Wahrnehmung(sverarbeitung), die teilweise anders ist, und dann ziehen sich die ganzen Symptome wie ein Rattenschwanz hinterher und werden leicht als Ursache mißdeutet.

Bei mir hat es nie "Klick" gemacht, sondern ich lernte nur immer mehr "auswendig".

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Krang2
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Beitrag Fr., 11.03.2016, 01:38

Während ich das hier abschicke, fällt mir eine weitere Verwechslungsquelle bei der Diagnostik auf:
Wenn ich Fehler in meinem Text oder in anderen Texten entdecke, "MUSS" ich diese korrigieren. Das wird so ausgelegt, als wolle ich perfekt sein oder so gesehen werden oder als wolle ich besserwisserisch sein oder mich über andere stellen. Dabei geht es nicht um mich, es geht darum, daß ich es kaum ertragen kann, daß es mich unabhängig von meiner eigenen Person stört. Es gibt dafür keine logische oder rationale Erklärung, es ist eher ein symbolischer Kampf gegen das "Chaos". Ja, und wenn ich das jemandem sage, dann hält er mich erst recht für narzißstisch, da mein Ego nun vertuschen oder wegerklären müsse, sich über die Rechtschreibung oder andere Zusammenhänge (z.B. Seitenzahlen) wichtig zu machen. Mir wird auch unterstellt, daß ich nach Dingen (z.B. Fehlern) suchen oder bewußt darauf achten würde. Das ist aber nicht der Fall. Sie springen in mein Auge, ohne daß ich mich absichtlich darauf konzentriere. Ich kann etwas sehr Spannendes lesen, und trotzdem fällt mir ein Fehler auf, was für die meisten bedeuten würde, daß es so spannend nicht gewesen sein könne. Vielleicht findest du dich ja in einer ähnlichen "Verwechslungssituation" bzw. so einem Mißverständnis wieder. Falls ja, spräche das gegen NPS und für Asperger (meiner Ansicht nach). Es bestünde natürlich auch die Möglichkeit, beides diagnostiziert zu bekommen, aber vielleicht wäre dann eines die Folge des anderen. Bei Persönlichkeitsstörungen ist es ja oft so, daß eine Kernproblematik sich auf verschiedene Bereiche auswirkt, und dann bekommt man mehrere Diagnosen und denkt fälschlich, daß die Quantität etwas über die Qualität (das Ausmaß) der Beeinträchtigung aussagen würde.

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herbert983
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Beitrag Di., 30.05.2017, 17:11

@(V)

Welche Uni-Klinik ist das?

Ich hatte bei der Österreichischen Autistenhilfe angefragt zwecks Tests und Diagnose. Dort hätte ich ca. 4 Monate Wartezeit und Kosten ab 560 Euro.....

LG
Herbert983
Liebe Grüße

Herbert983

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